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«Exportierende KMU müssen verstehen, wie die Digitalisierung ihr Geschäftsmodell, ihre Kunden und ihre Zielmärkte beeinflusst»

Unternehmerin und Start-up Mentorin Cristina Riesen spricht darüber, wie man Produkte schafft, die Kunden brauchen, wollen und lieben, und wie Design Thinking der digitalen Transformation eines Unternehmens im heutigen sich rasch wandelnden Umfeld helfen kann.

Cristina Riesen

Welche Rolle spielt der Export – heute und in der Zukunft – für Ihre Strategie?

Vor Kurzem habe ich das We Are Play Lab gegründet. Dabei handelt es sich um ein globales soziales Unternehmen, das es Eltern und Pädagogen ermöglicht, Kinder mit Fertigkeiten des 21. Jahrhunderts auszustatten. Tatsächlich werden wir Spitzenforschung und Best-Practice-Beispiele nutzen sowie Technologie und Design Thinking einsetzen, um digitale Lernwerkzeuge zu schaffen. Diese Lernwerkzeuge werden es Eltern und Pädagogen ermöglichen, die kreativen Denker, lebenslang Lernenden und Teamspieler zu erziehen, welche die Welt braucht. Eine Non-Profit-Organisation zu sein bedeutet nicht, dass wir keine Einnahmen haben; es spiegelt vielmehr unser Engagement, ein Unternehmen für die kommende Wirtschaft aufzubauen: eine Wirtschaft der Zweckbestimmung. Da wir ein globales Problem lösen wollen, bildet der Export den Kern unserer Strategie.

Digitale Transformation: Wo sollten exportierende Schweizer KMU beginnen?

Zunächst muss man proaktiv sein: im Verständnis der eigenen aktuellen Stärken und Schwächen sowie der Auswirkungen digitaler Technologien auf das Geschäftsmodell, die Kunden und die Zielmärkte. Wenn es um die digitale Transformation geht, ist beispielsweise die Bauindustrie weniger betroffen als die Medienbranche. Nachdem man festgestellt hat, welche Art der Transformation für das jeweilige Unternehmen die richtige ist, um langfristig nachhaltige Werte zu schaffen, muss man für das Fachwissen sorgen und eine Umgebung schaffen, die Veränderung fördert. Als CEO eines exportierenden Schweizer KMU muss man in erster Linie ein Architekt der Veränderung werden, also nicht nur einen strategischen Fahrplan in Richtung neuer Märkte entwickeln, sondern auch schlanke Prozesse entwickeln, welche die digitale Transformation des Unternehmens optimal unterstützen. Meine Erfahrung hat gezeigt, dass Design Thinking hierbei eine grosse Hilfe sein kann. Schliesslich liegt das Geheimnis darin, die digitale Transformation nicht als beängstigende Aufgabe zu sehen, sondern als Chance, das Unternehmen und das Team zu stärken und mit neuer Energie auszustatten sowie auch als Möglichkeit, neue Märkte zu erschliessen.

Was ist Ihr Geschäftsmodell?

We Are Play Lab verfügt über ein hybrides Geschäftsmodell und verbindet die soziale Logik einer herkömmlichen Non-Profit-Organisation mit der wirtschaftlichen Logik eines gewinnorientierten Unternehmens. Kurz gesagt, auf der einen Seite setzen wir auf Spenden und auf der anderen Seite darauf, über den Verkauf unserer Produkte an unsere Kunden – Eltern und Pädagogen auf der ganzen Welt – Einnahmen zu generieren.

Welche Kundenanforderungen erfüllt Ihr Geschäftsmodell? Inwiefern richten Sie Ihr Geschäftsmodell an Kundenanforderungen aus?

In einer Welt der raschen Veränderungen, wo Arbeit und Beschäftigung wie wir sie kennen verschwinden, kämpfen Eltern und Pädagogen damit, zu verstehen, wie sie ihre Kinder am besten für die Zukunft vorbereiten können. Wir wollen ihnen dabei helfen, indem wir umsetzbare Erkenntnisse auf Basis von wissenschaftlichen Erkenntnissen und Best-Practice-Beispielen zur Verfügung stellen und unsere Nutzer stärken – nicht nur mit Wissen, sondern auch mit klaren Anleitungen, die sie leicht in ihre geschäftigen Leben integrieren können. Wir sind ein Unternehmen, das den Menschen in den Mittelpunkt stellt. Unser Mantra ist es, Produkte zu bieten, welche die Menschen brauchen, wollen und lieben. Unser Ziel ist es, Eltern und Pädagogen mit auf eine inspirierende Lernreise zu nehmen, von der sie selbst, ihre Kinder und die gesamte Gesellschaft profitieren.

Welche globalen Trends beeinflussen Ihr Geschäftsmodell (demografischer Wandel, Globalisierung, Mobilität, Digitalisierung etc.)?

Wir befinden uns im Fokus von all diesen wichtigen globalen Trends. Die Produkte, die wir anbieten, thematisieren die wachsende globale Qualifikationslücke des 21. Jahrhunderts in Industrie- und Entwicklungsländern. Wir gestalten soziale und emotionale Lernwerkzeuge mit einer Mobile-First-Strategie, da wir wissen, dass wir so unsere Nutzer am besten erreichen können. Gleichzeitig nutzen wir globale Best-Practice-Beispiele als Quelle von Vielfalt und innovativem Denken gegenüber einem lokalen Ansatz zu Lernen und Unterricht.

Welches Thema wird für Ihr Unternehmen im Jahr 2018 besonders relevant sein?

Wenn ich nur einen einzigen wichtigen Einflussfaktor wählen könnte, wäre das die Geopolitik. Zunehmend komplexe geopolitische Situationen werden die Art und Weise beeinflussen, wie wir weltweit Chancen und Risiken wahrnehmen, und bei der Monetarisierung unserer Produkte und dem Nutzerkontakt eine grosse Rolle spielen.

Aussenwirtschaftsforum: Geschäftsmodelle neu denken

Erleben Sie Cristina Riesen am 18. Mai 2017 im Rahmen des Aussenwirtschaftsforums «Geschäftsmodelle neu denken: Der internationale Wettbewerbsvorteil von morgen». Wollen Sie mehr darüber erfahren, wie exportorientierte KMU sich an die digitale Transformation anpassen und wie sie ihre Geschäftsmodelle überdenken? Erfahren Sie mehr in unserem Dossier oder melden Sie sich für unseren Export Newsletter an.

Über Cristina Riesen

Unternehmerin, Start-up-Mentorin und Dozentin Cristina Riesen interessiert sich für den Einsatz von Technologie und Unternehmertum für die Lösung komplexer gesellschaftlicher Herausforderungen. Cristina ist ehemaliger General Manager für Evernote in Europa, dem Nahen Osten und Afrika, verfügt über einen Abschluss von EMScom und ist Hasso Plattner d.School Design-Thinking Professional mit über 10 Jahren Erfahrung in der Kommunikation, in internationaler Geschäftsentwicklung und Unternehmertum. Vor ihrer Tätigkeit für Evernote war sie Radioredakteurin und leistete Öffentlichkeitsarbeit für ikonische Design- und Architekturmarken.

@cristinariesen cristinariesen.net weareplaylab.net

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