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Industrie 4.0: führende Unternehmen zu den Chancen für KMU

Schweizer KMU sind gut unterwegs, um die vierte industrielle Revolution für sich zu nutzen. Schlüsselfaktoren sind Geschwindigkeit und Risikobereitschaft. Zu viel Perfektion steht dem manchmal im Weg.

Die Digitalisierung erfasst mehr und mehr Schweizer KMU im internationalen Geschäft. Darin sind sich die Strategischen Partner von S-GE – Credit Suisse, AXA Winterthur, PwC Schweiz und Amber Road – einig. Vielen KMU ist nicht klar, wie sich die neuen Technologien auf ihre Branche auswirken. Beim CEO-Roundtable Mitte Januar 2016 mit Gastgeber Daniel Küng, CEO von Switzerland Global Enterprise (S-GE), wurde deutlich: Ob Versicherer, Bank oder Dienstleister – die Umwälzungen machen vor keinem Halt.

Nicht nur die Industrie ist betroffen

Industrie 4.0 stellt vieles infrage, von der Business-Strategie bis hin zu den Führungsmodellen. André Helfenstein, Leiter Corporate & Institutional Clients bei Credit Suisse: «Revolutionär ist die Verbindung von Prozessen, Produkten und Kunden. Bisher hat man die Einzelteile der Wertschöpfungskette automatisiert, aber nur selten eine Verbindung zueinander geschaffen.» Die Veränderungen greifen tief, betreffen längst nicht nur Grossfirmen und das produzierende Gewerbe, sondern auch Dienstleister. Der Bankensektor sieht sich besonders durch FinTech neuer Konkurrenz gegenüber. Beispielsweise im Handel, wo Transaktionen mit Bitcoins künftig unabhängig von den Dienstleistungen einer Bank funktionieren könnten.

«Industrie 4.0 bietet Chancen für Marktteilnehmer, die bisher nichts mit der Industrie zu tun hatten. Deshalb ist es für mich auch nicht eine industrielle Revolution, sondern eine, welche die gesamte Wirtschaft betrifft», sagt Dieter Gosteli, Leiter Corporates bei AXA Winterthur. Als grosse Herausforderung für Schweizer KMU generell sieht Julie Fitzgerald, Growth & Markets Leader und Mitglied der Geschäftsleitung bei PwC Schweiz, die unternehmensstrategische Ausrichtung auf Industrie 4.0: «Die Bereitschaft ist da – aber sich neuen Technologien anzupassen ist teuer und kann vor allem für KMU schnell hinderlich werden». An diesem Punkt hakt auch Thomas Kofler ein, Sales Director bei Amber Road: «Der Not gehorchend müssen Schweizer Unternehmen kosteneffizienter werden, im Einkauf und Verkauf, in der Produktion, bei der Verzollung und Sicherstellung der Compliance. Das schaffen sie nur mit Hilfe innovativer IT-Lösungen.»

Neue Geschäftsmodelle, neue Kooperationen

Neue Wertschöpfungsnetzwerke entstehen, und es findet eine Integration von Geschäftspartnern und Kunden oder neuen Geschäfts- und Kooperationsmodellen über Länder- und Kontinentgrenzen hinweg statt. Hier kommt Switzerland Global Enterprise (S-GE) ins Spiel. Für CEO Daniel Küng sind Schweizer KMU gut vorbereitet: «Schweizer Firmen bewegen sich technologisch auf hohem Niveau. Wir werden den Anschluss nicht verlieren.»

Denn die Geschwindigkeit, mit der sich die vierte industrielle Revolution durchsetzen wird, ist ein Erfolgs- und gleichzeitig ein Unsicherheitsfaktor. «Die Umwälzungen sind für Firmen anspruchsvoll», sagt André Helfenstein von Credit Suisse. «Es braucht neue Geschäftsmodelle und einen veränderten Umgang mit Innovationsrisiken.» Die sind vorhanden bei disruptiven Entwicklungen, bei denen bestehende Technologien, Produkte und Dienstleistungen von Innovationen verdrängt werden. «Auch wenn Schweizer Unternehmer im Vergleich zu den USA weniger risikofreudig sind, wächst der Appetit, mehr zu wagen», bilanziert Julie Fitzgerald von PwC Schweiz. Besonders wichtig schätzt dabei Thomas Kofler von Amber Road die Zusammenarbeit der einzelnen Akteure ein: „Die zunehmende Volatilität der politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zwingen zu einer engeren Vernetzung mit Lieferanten und Abnehmern.“

Das Kundenverhalten ändert sich

Die Strategischen Partner von S-GE ergänzen mit ihrem Leistungsangebot dasjenige von S-GE und unterstützen exportierende KMU bei den Herausforderungen von Industrie 4.0. Auch sie selbst stellen sich durch technologiegestützte Dienstleistungen neu auf. «Durch die Digitalisierung verändert sich das Kundenverhalten», unterstreicht Dieter Gosteli von AXA Winterthur. «Bestimmte Dinge möchte der Kunde digital, andere analog. Die Integration von beidem ist unser Treiber, wie wir künftig Services abwickeln.»

Digitalisierung auch im Export „Unsere Aufgabe ist es, KMU mit digitalen Mitteln möglichst schnell dabei zu helfen, einen neuen Markt anzugehen. Rund 60 Prozent der KMU sagen uns, dass sie in ihrer Strategie vermehrt auf Diversifizierung setzen, um dem starken Franken entgegenzuwirken“, so Daniel Küng.

Industrie 4.0: Arbeitsplätze in Gefahr?

Die Folgen von Industrie 4.0 für die Arbeitswelt betrachten die Unternehmensvertreter unterschiedlich. Stellen werden eher verlagert als abgebaut. „Manche Bereiche gehen zurück, aber dafür entstehen auch wieder neue“, meint Helfenstein. Risikobereitschaft wird sich auszahlen. Das duale Bildungssystem der Schweiz bewährt sich – einmal mehr. «Am Ende muss ein Produkt da stehen. Und dafür braucht es Praktiker, die aber auch den theoretischen Background haben, um Prozesse weiterzuentwickeln. Allein vom Wissen eines Daten-Analysten haben wir noch nichts produziert.“

Und genau hier sieht Gastgeber Daniel Küng den USP der Schweiz: „Wir sind das pro Kopf am höchsten industrialisierte Land der Welt und haben die Kapazität, digitale Informationen am Ende in Produkte umzusetzen. Schweizer KMU zeigen Bereitschaft, mit der digitalen Transformation mitzuziehen. Durch den starken Franken wissen sie bereits, dass es sich manchmal neu zu erfinden gilt. Und sie sind bereits im Change Modus. So werden sie sicher auch die Herausforderungen im Rahmen der digitalen Transformation erfolgreich anpacken.“

Aussenwirtschaftsforum 2016 zum Thema Industrie 4.0

An unserem Aussenwirtschaftsforum am 21. April in Zürich haben Sie die Möglichkeit, mit unseren Partnern eingehend über Industrie 4.0 und ihre Auswirkungen auf KMU zu diskutieren. Melden Sie sich jetzt an!

Weitere Informationen zum Thema finden Sie in unserem Dossier: Industrie 4.0

Video-Statements von Credit Suisse, Axa Winterthur und PwC finden Sie hier.

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