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Wie Schweizer KMU vom Freihandelsabkommen mit China profitieren

Am 1. Juli hat die Schweiz ein Freihandelsabkommen mit China unterzeichnet. Neben Island ist die Schweiz das zweite Land im europäischen Raum, dass von einem solchen Freihandelsabkommen profitiert. Den Schweizer KMU verschafft dies einen bedeutenden Wettbewerbsvorteil gegenüber Konkurrenten aus der EU. Die daraus resultierenden Zolleinsparungen werden bis 2028 auf kumulierte 5,8 Milliarden Schweizer Franken geschätzt. Im Video erklären Alberto Silini, Leiter Beratung von Switzerland Global Enterprise und Bettina Rutschi, Senior Economist der Credit Suisse, die wichtigsten Ergebnisse des KMU-Exportindikators für das dritte Quartal 2014.

Wie Schweizer KMU vom Freihandelsabkommen mit China profitieren

 

Raquel Forster: Vor wenigen Tagen trat das Freihandelsabkommen der Schweiz mit China in Kraft. Wie wird sich dieses Abkommen auf die Schweizer Exporte auswirken?

Bettina Rutschi: Mit dem Freihandelsabkommen werden die Importzölle, die in China zurzeit noch verhältnismässig hoch sind, in den nächsten Jahren schrittweise reduziert. Wir gehen deshalb davon aus, dass sich das Freihandelsabkommen mit China in den nächsten Jahren sehr positiv auf die Schweizer Exportindustrie auswirken wird. Zudem kann das Abkommen nachverhandelt werden, sollte China anderen Ländern bessere Handelskonditionen anbieten.

Alberto Silini: Das Ergebnis unserer Potentialschätzung zum Abkommen mit China zeigt, dass Schweizer Unternehmen bis 2028 rund 5,8 Mrd. Franken an Zöllen einsparen werden – diese Summe entspricht fast dem BIP (Bruttoinlandprodukt) des Kanton Schaffhausen und entsteht unter der realistischen Annahme, dass das Abkommen auf 60 Prozent der Schweizer Exporte angewendet wird und dass das Exportvolumen im Schnitt jährlich um 5 Prozent wächst. Da China in Europa bisher nur mit Island und der Schweiz ein Freihandelsabkommen geschlossen hat, bedeuten diese Einsparungen einen erheblichen Wettbewerbsvorteil gegenüber den Konkurrenten aus der EU.

Sie haben die Schweizer Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) im dritten Quartal 2014 nach ihren Exporterwartungen befragt. Wie schätzen die KMU derzeit das Exportgeschäft mit China ein?

Alberto Silini: China ist schon heute eine wichtige Exportdestination für Schweizer KMU. 34 Prozent der Schweizer KMU planen im nächsten Halbjahr Exporte nach China. Das sind etwas mehr als noch im Vorquartal. Damit liegt China unter den asiatischen Ländern an erster Stelle, vor Japan (24 Prozent). Insgesamt bleiben unsere KMU aber vorerst stark europaorientiert. 92 Prozent der durch uns befragten Firmen beabsichtigen, in den kommenden sechs Monaten nach Europa zu exportieren – nahezu gleich viele wie im Vorquartal. Der wichtigste europäische Exportmarkt bleibt Deutschland, wohin 80 Prozent der befragten KMU Waren oder Dienstleistungen ausführen werden, gefolgt von Österreich (50 Prozent), Frankreich (49 Prozent) sowie Italien (44 Prozent). Nach Nordamerika dürften in den kommenden sechs Monaten 46 Prozent der KMU exportieren, 28 Prozent in die Region Naher Osten-Afrika sowie 21 Prozent nach Südamerika.

Wie sehen die Schweizer KMU ihre Exportchancen insgesamt?

Alberto Silini: Die Stimmung unter den Schweizer KMU bleibt auch zu Beginn des dritten Quartals 2014 optimistisch: Sämtliche Branchen erwarten in den kommenden Monaten steigende Exporte. Die KMU-Exportperspektiven liegen mit 65.3 Punkten zwar leicht tiefer als im Vorquartal (69.5 Punkte), deuten aber immer noch ganz klar auf steigende Exporte hin. Nur gerade 9 Prozent der befragten KMU befürchten einen Rückgang ihrer Ausfuhren. Die meisten rechnen mit wachsenden oder stagnierenden Verkäufen im Ausland.

Wie sieht die ausländische Nachfrage nach Schweizer Gütern im dritten Quartal aus?

Bettina Rutschi: Auch die Aussichten für die Nachfrage nach Schweizer Gütern bleiben überdurchschnittlich hoch: Unser Exportbarometer steht zurzeit bei einem Wert von 1.13. Damit haben sich die Exporterwartungen für das dritte Quartal 2014 zwar geringfügig reduziert (Vorquartal 1.17), liegen aber nach wie vor deutlich über der Wachstumsschwelle von 0 und auch über dem langjährigen Durchschnitt, der bei 1 liegt.

Welche Länder und Regionen importieren besonders viel von Schweizer KMU?

Bettina Rutschi: Gemäss unserem Exportbarometer präsentieren sich insbesondere die Exportaussichten für die USA sehr positiv. Sie erreichen den höchsten Wert seit vier Jahren. Ebenfalls kräftig zulegen dürften die Exporte nach Grossbritannien. Auch in der Eurozone, dem wichtigsten Absatzmarkt für Ausfuhren aus der Schweiz, stehen die Zeichen weiterhin auf Exportwachstum. Allerdings hat die Dynamik in der Eurozone nachgelassen. In Frankreich ist sogar mit einer leicht rückläufigen Nachfrage nach Schweizer Gütern zu rechnen. Impulse für das Exportwachstum sind in den nächsten Monaten wieder von den grossen Schwellenländern, vor allem aus Asien, zu erwarten.

KMU-Exportindikator

Der KMU-Exportindikator ist eine Publikation des Economic Research der Credit Suisse in Zusammenarbeit mit dem Aussenwirtschaftsförderer Switzerland Global Enterprise (S-GE). Der KMU-Exportindikator berichtet vierteljährlich über die aktuelle Exportstimmung bei den Schweizer KMU. Die nächste Ausgabe des Exportindikators erscheint im Oktober 2014.

https://marketdataresearch.credit-suisse.com/cs/mdr/p/d/qrr/research-content/swisseconomy/industries/overview.do?obp.activeRootMenu=MarketDataAndResearch&obp.activeLeftMenu=Research.SwissEconomy.Industries

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