Protektionismus steigert die Komplexität des internationalen Geschäfts. Schweizer Exporteure müssen ferne Zielmärkte verstehen und spezifische Handelsbarrieren überwinden, seien es Zölle, Produktregistrierungen oder sonstige nicht-tarifäre Hürden. «Neben klaren protektionistischen Tendenzen beobachtet man auch schlicht eine Gegenbewegung zur Globalisierung: je breiter der Kreis, in dem ein Unternehmen tätig ist, desto grösser die Tendenz, lokal zu funktionieren», sagt Dieter Gosteli, Leiter Corporates bei AXA. Je mehr globalisiert werde, desto stärker nehme der Wunsch nach Nähe aus ökologischen und psychologischen Gründen zu. Protektionismus sei aber nicht per se schlecht, betont Gosteli. Die Entwicklung eines Landes spiele dabei eine wichtige Rolle. «Für Industrieländer ist Protektionismus nur Heimatschutz und behindert die Entwicklung eines Landes in Bezug auf seine Konkurrenzfähigkeit.» In wirtschaftlich weniger entwickelten Ländern könne es hingegen durchaus Sinn machen, die heimische Wirtschaft zu schützen, damit überhaupt Strukturen entstehen. «Doch diesen Schutz rechtzeitig wieder aufzuheben, ist eine Kunst», so Gosteli weiter.
«Für Industrieländer ist Protektionismus nur Heimatschutz und behindert die Entwicklung eines Landes in Bezug auf seine Konkurrenzfähigkeit.»
Den Blick nach innen zu schärfen, mahnt Gosteli: «Protektionistisch sind immer nur die anderen. Wir hätten für Schweizer Exporteure gerne freien Marktzugang weltweit. Doch dafür müssen wir auch im Inland entsprechende Voraussetzungen schaffen. Unser Versicherungsgeschäft etwa ist nicht Teil der Dienstleistungsfreiheit der europäischen Union und somit geschützt.»
Das Versicherungsgeschäft von AXA wird im Ausland mit lokalen Partnern und Gesellschaften abgewickelt und ist in dieser Hinsicht nicht direkt von Protektionismus betroffen. «Wirkt Protektionismus aber wachstumshindernd für die gesamte globale Wirtschaft, schadet er auch unserem Geschäft», sagt Gosteli. Freier Handel hingegen schaffe neue Geschäftsmöglichkeiten.
Trotz protektionistischer Massnahmen schreitet die Globalisierung der Wirtschaft voran, angetrieben durch neue Technologien. Die Digitalisierung und die vierte industrielle Revolution machen den Transport von Daten und Waren über Grenzen hinweg einfacher. Die Wertschöpfungsketten brechen auf, werden immer globalisierter und digitalisierter.
Dieter Gosteli, Leiter Corporates bei AXA Winterthur, im Podcast-Interview zu den Auswirkungen der Globalisierung auf den Versicherungsmarkt und dazu, warum Freihandel zentral ist für Wirtschaftswachstum.
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Dieter Gosteli
Dieter Gosteli, geboren 1959, lic. oec. HSG, hat während seiner rund 30-jährigen Laufbahn bei der AXA verschiedene Unternehmungsfunktionen in leitender Stellung besetzt. Nebst seinen Erfahrungen aus Controlling, Marketing und Distribution verfügt Dieter Gosteli über breites versicherungstechnisches Know-how im Property & Casualty-Business, insbesondere als Leiter des Privatkundengeschäftes. Seit 2015 leitet er den Bereich Corporates.
AXA
Die AXA ist seit mehr als 140 Jahren in der Schweiz verwurzelt und erzielte im Jahr 2017 ein Geschäftsvolumen von rund 11 Milliarden Franken. Als grösster Versicherer der Schweiz bietet die AXA umfassende Angebote und eine spezialisierte Beratung für Unternehmenskunden an – so vertrauen ihr auch 40 % aller Schweizer KMU. Durch flexible branchenspezifische Lösungen und ein weitreichendes internationales Netzwerk ist die AXA in der Lage, ihre rund 1,9 Millionen Kunden zu bedienen.
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Dossier «International wachsen zwischen Globalisierung und Protektionismus