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Wirtschaftsspionage: So können sich Schweizer KMU schützen

Schweizer Unternehmen zeichnen sich durch ihre Innovationen aus und gehören oftmals zu den Marktführern. Dieser Erfolg kann aber schnell zur Gefahr werden: Immer wieder sind Schweizer Unternehmen im Visier von Wirtschaftsspionen. Doch was bedeutet Wirtschaftsspionage und was können Schweizer KMU dagegen tun?

Vorsicht bei USB-Sticks, sie könnten schädliche Softwares enthalten
Vorsicht bei USB-Sticks, sie könnten schädliche Softwares enthalten

Definition Wirtschaftsspionage

Der Nachrichtendienst des Bundes definiert Spionage in seiner Broschüre «Prophylax» folgendermassen:

«Unter Spionage versteht man die Gesamtheit von Handlungen zu Gunsten eines Staates, einer Firma oder einer Person zwecks Beschaffung von geschützten oder geheimen Informationen aus den Bereichen Militär, Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Technologie zum Nachteil eines Landes, einer Firma oder einer Person. Die Verletzung des Fabrikations- und Geschäftsgeheimnisses und der verbotene Nachrichtendienst sind im Schweizerischen Strafgesetzbuch aufgeführt (…).» 

Nicht verboten ist hingegen die Beschaffung von Informationen aus öffentlich zugänglichen Quellen. Allerdings gilt es für die Unternehmen zu beachten, dass auch solche Informationen zu Wirtschaftsspionage führen können.

Wie erfolgt Wirtschaftsspionage?

Schweizer Unternehmen sind vor allem dann durch Wirtschaftsspionage gefährdet, wenn sie in ihrem Gebiet zu den Marktführern gehören oder darin über ein besonders gutes Know-how verfügen. Gewisse Länder schicken gezielt Agenten in die Schweiz, die hierzulande Spionage betreiben und damit genau an dieses Wissen gelangen wollen. Für Unternehmen sind solche Spionageaktionen jedoch schwer zu erkennen. Sie sollten deshalb bei folgenden Situationen besonders vorsichtig sein: 

  • Besuch von ausländischen Delegationen: Oftmals befinden sich unter den Delegationen Spione. Unternehmen sollten deshalb ausländische Delegationen konsequent begleiten und während der Führung im Unternehmen das Fotografieren verbieten. Ebenfalls sollten sensible Daten sowie die Forschungsabteilung bewusst geschützt und nicht präsentiert werden. 
  • Joint Venture: Diese Unternehmenskooperation kann zu Spionagezwecken missbraucht werden.
  • Externe Dienstleister, Berater oder Lieferanten: Unternehmen müssen bei der Auswahl von externen Geschäftspartnern vorsichtig sein, unter ihnen könnten sich Spione befinden.  
  • Eigene Mitarbeiter: Unternehmen sollten die Bewerbungen genau prüfen und nur Personen einstellen, die vertrauenswürdig sind.
  • Abschöpfung ehemaliger Mitarbeiter: Unternehmen müssen sich bewusst sein, dass Mitarbeiter beim Verlassen der Firma das interne Know-how mitnehmen.

Wie schnell ein Unternehmen von Wirtschaftsspionage betroffen sein kann und wie schwierig es ist, Spionage zu erkennen, zeigt der folgende Kurzfilm «Im Visier» vom Nachrichtendienst des Bundes (NDB). 

 

Wirtschaftsspionage auf Geschäftsreisen

Doch nicht nur bei der Arbeit in der Schweiz, sondern auch auf Geschäftsreisen kann Wirtschaftsspionage zur Gefahr werden. Diese präventiven Massnahmen helfen Schweizer Unternehmen, das Risiko für Spionage zu reduzieren:

  • Reisenotebooks immer mit Firewall und Antivirus schützen
  • Zugriff auf das Firmennetzwerk nur über einen verschlüsselten Kanal
  • Öffentliche Hotspots und WLAN meiden oder VPN benützen
  • Keine vertraulichen Gespräche an stark frequentierten Orten führen (Restaurant, Bar, Hotelzimmer)
  • Sensible Dokumente nicht im Hotelsafe aufbewahren
  • Kein Adressbuch mit allen Kontakten mit sich führen, empfehlenswert ist ein Reisemobiltelefon
  • Mobiltelefon erst nach der Grenzkontrolle einschalten, ansonsten kann ein Tracking über die SIM-Karte erfolgen

Wirtschaftsspionage auf Messen 

Internationale Messen sind eine hervorragende Möglichkeit, die eigenen Dienstleistungen und Produkte einem Fachpublikum zu zeigen. Doch nicht nur potenzielle Kunden können an den Innovationen interessiert sein, auch Spione. Schweizer KMU können das Risiko, an Messen Opfer von Spionage zu werden, folgendermassen verringern:

  • Auf Messen sensible Exponate durch Dummies ersetzen
  • Messestand vor Diebstahl schützen (auch beim Aufbau, Abbau und in der Nacht)
  • Messestand nie unbeaufsichtigt lassen
  • Keine USB-Sticks als Geschenke entgegennehmen (könnten schädliche Softwares enthalten)
  • Aufgepasst vor bestimmten Fragetechniken
  • Von Interessenten immer Visitenkarte verlangen und diese zeitnah überprüfen lassen
  • Schlusskontrolle beim Verlassen des Standes

Allgemeine Prävention

Ob in der Schweiz oder im Ausland – Spionage kann immer und überall erfolgen. Oftmals werden dabei die Schwachstellen eines Unternehmens ausgenutzt. Umso wichtiger ist es deshalb, dass die Mitarbeiter für das Thema Spionage sensibilisiert sind und Unternehmen heikle Daten gut schützen. Für Unternehmen gibt es folgende Präventionsmöglichkeiten:

  • Mitarbeiter schulen und Prozesse festlegen
  • Technisches Sicherheitsequipment installieren
  • Zugriffsrechte einschränken
  • Bewusster Umgang mit Smartphones und anderen Datenträgern
  • Kontrolle der publizierten Informationen
  • E-Mails verschlüsseln

Weiteres Vorgehen bei Verdachtsfall

Doch was ist, wenn ein Unternehmen einen Verdacht auf Spionage hat? Dann sollte es sich umgehenden mit der Kantonspolizei, welche über eine kantonale Nachrichtendienststelle verfügt, in Verbindung setzen. Die kantonalen Nachrichtendienste arbeiten eng mit dem Nachrichtendienst des Bundes zusammen und sind in allen Kantonen der Schweiz vertreten.  

 

Exportdialog am 18. Oktober in Basel

An diesem Informationsanlass zeigen wir Ihnen auf, welche Methoden private oder staatliche Akteure einsetzten, um sich Zugang zu Geschäftsgeheimnissen zu verschaffen. Zudem erfahren Sie von Spezialisten, worauf Sie in Ihrem Unternehmen achten sollten, wie Sie Spionage(versuche) erkennen und welche Sicherheitsmassnahmen Sie zum Schutz ihrer sensiblen Daten treffen sollten.

 

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