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Herausforderungen, typische Fehler, Trends: Der Zollexperte im Interview

Welches sind die grössten administrativen Herausforderungen im grenzüberschreitenden Warenverkehr und in der Zollabwicklung? Welche typischen Fehler können Schweizer Exporteure vermeiden und welche Trends zeichnen sich ab? Erfahren Sie es hier im Interview mit dem Zollexperten Karl Strohhammer.

Lastwagen vor Zollkontrolle

Herr Strohhammer, Sie sind Experte für Zollabwicklung. Welches sind typische Fehler, die Schweizer Unternehmen am Zoll einfach vermeiden können?

Nach meiner Erfahrung fehlt oft ein minimales Fach- und Hintergrundwissen über die praktischen und rechtlichen Zusammenhänge, wenn Firmen mit dem Zoll, sowohl in der Schweiz als auch im Ausland, zu tun haben. Ich denke hier an die verschiedenen möglichen Verfahren, den Zolltarif, die Freihandelsabkommen und Zollpräferenzen sowie die Berichtigungen von Fehlern und die Beschwerden.

Immer mehr Güter überqueren die Schweizer Grenzen. Welche Trends sehen Sie im internationalen Warenverkehr?  

Zurzeit nehmen die Handelsströme wegen der internationalen Arbeitsteilung und dem Online-Handel immer noch zu. Nach meiner Einschätzung dürften aber die grossen Zuwachsraten der Vergangenheit angehören. Es könnte sich für Herstellungsbetriebe wieder vermehrt lohnen, vor Ort zu produzieren. Neben der Entwicklung der Löhne in vielen Ländern oder neuen Herstellungsverfahren muss vor allem der zunehmende Protektionismus, Stichwort «Handelskrieg», beachtet werden.

Wo sehen Sie die grössten Herausforderungen für Schweizer Firmen – etablierte Unternehmen wie auch Start-ups?

Es stehen immer mehr Informationen von verschiedenen Seiten zur Verfügung. Allein schon das «Herausfiltern» der für die eigenen Aktivitäten relevanten Angaben ist schwierig. Dazu gilt es das Verhältnis von Aufwand und Nutzen im Auge zu behalten. Was kann ich selber bewältigen oder ist eine zielgerichtete externe Unterstützung sinnvoller? Dabei sollte das relevante Wissen auf jeden Fall firmenintern aufgebaut werden. Outsourcing ist keine Option, wenn die Export- oder Importtätigkeit einen wesentlichen Umsatzanteil vom Unternehmen ausmacht.

Die Digitalisierung macht auch vor dem Zoll nicht halt. Wie sieht die Zukunft des Zolls in Zeiten von DaziT aus? Lässt sich die Zolladministration dann mit wenigen Klicks erledigen?

Bereits in der Gegenwart können die meisten Zollangelegenheiten elektronisch erledigt werden. Die aktuelle IT-Landschaft des Zolls ist jedoch zu veraltet und braucht eine massive Weiterentwicklung. Die Herausforderung des Zolls besteht darin, den unterschiedlichen Interessensgruppen gerecht zu werden und zugleich die Zollorganisation auf die zukünftigen Entwicklungen der Wirtschaft auszurichten.

Es braucht von allen wirtschaftsbeteiligten weiterhin Fach- und Hintergrundwissen. Für mich ist es eine Illusion zu glauben, alles erledige sich mit den neuen digitalen Möglichkeiten quasi von selbst.

Der Online-Handel scheint das Verkaufen über die Schweizer Grenzen hinaus simpler zu machen. Ist das wirklich so? Was muss beim internationalen E-Commerce beachtet werden?

Für den Online-Handel gelten die gleichen Zollbestimmungen wie für den herkömmlichen Warenverkehr. Allfällige Erleichterungen oder Vereinfachungen dürfen nicht dazu führen, dass mit den im Online-Handel üblichen Kleinsendungen betrogen wird, z.B. bei den Wertangaben, verbotene Waren usw. Die Zollverwaltungen der unterschiedlichen Länder werden alles daransetzen, diese Risiken besser in den Griff zu bekommen. Aus unternehmerischer Sicht gewinnen korrekte Stammdaten deshalb immer mehr Bedeutung und sind die Grundlage für erfolgreichen internationalen E-Commerce.

Über Karl Strohhammer

Karl Strohhammer ist Senior Customs Expert bei ZFEB+ | Zollschule.ch und war ehemals als Sektionschef der Oberzolldirektion tätig. Sein fachlicher Fokus liegt bei praktischen Fragestellungen im Bereich Zolltarif, Agrarabkommen, Freihandelsabkommen und nichtzollrechtliche Erlasse. Heute unterstützt er Schweizer Unternehmen bei Zollrechtsfragen.

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