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Brexit: Grösstes Risiko ist die Unsicherheit

Eine Woche nach dem Referendum der Briten gegen einen weiteren Verbleib in der EU hat Switzerland Global Enterprise ein Webinar zum Brexit durchgeführt. Fazit der Webinars: Vieles ist noch ungewiss. Und Unsicherheit schafft Risiken. Aber man kann sich wappnen.
London view
In London stiess der Brexit auf wenig Zustimmung.

Es gibt viele Unwägbarkeiten rund um den Brexit, und sie sind in den Tagen nach dem Referendum nicht weniger geworden. Dazu tragen neben der Ungewissheit über den Brexit-Fahrplan auch das politische Machtvakuum im UK, innerparteiliche Zwiste und Mutmassungen über die Reaktion(en) (in) der EU bei.

Für Schweizer Exportunternehmen ist der Ausstieg der Briten aus der EU ein Unsicherheitsfaktor mehr in einer ohnehin schon reichlich instabilen und in ihrer Wachstumsentwicklung immer wieder durch neue Krisenherde beeinträchtigten Weltwirtschaft.

Und dieser Unsicherheitsfaktor schlägt ins Gewicht. Das Vereinigte Königreich ist für die Schweiz immerhin der sechstwichtigste Exportmarkt weltweit (Volumen: CHF 13,1 Mrd. / ohne Edelmetalle). Eine Exportdestination, die gerade in den letzten Jahren noch an Bedeutung gewann – dank kräftigem Wirtschaftswachstum und vergleichsweise starkem Pfund.

Pfund auf Allzeittief

Um den Wechselkurs GB-CHF ist es jetzt nach dem Brexit nicht mehr so gut bestellt. Das Britische Pfund hat gegenüber dem Schweizer Franken stark an Wert verloren. Mit anderen Worten: die britische Kaufkraft hat ab- und die Preissensibilität entsprechend zugenommen. Das wird sich vermutlich im Konsum und bei der Investitionsbereitschaft negativ niederschlagen. Hat aber auch Vorteile. Vorab für Unternehmen, die vor Ort für den Export produzieren.

40% der Schweizer Unternehmen gehen gemäss einer Umfrage davon aus, dass der Brexit negative Auswirkungen auf das Geschäft mit UK nehmen wird, die Mehrheit allerdings (55%) rechnet nur mit kleineren oder gar keinen Rückschlägen in ihren Aktivitäten ennet dem Kanal.

Vorbeugende Massnahmen

Auch wenn die Impacts aus dem Brexit noch schwer auszurechnen sind, können sich Schweizer Exportunternehmen doch schon mit vorbeugenden Massnahmen gegen allfällige Risiken wappnen. Der Swiss Business Hub UK empfiehlt zum Beispiel:

  • die Währungsrisiken CHF-GBP im Unternehmen genau unter die Lupe zu nehmen und immer wieder zu überprüfen (das Pfund ist Anfang Juli auf ein historisches Tief gesunken)

  • den Kontakt und die Kommunikation mit den Kunden und Lieferanten in UK zu suchen und wo immer möglich und nötig zu vertiefen

  • die Risiken, denen Geschäftskunden in UK aufgrund des Brexit ausgesetzt sind, zu analysieren, um zum Beispiel auf allfällige Auftragsrückgänge vorbereitet zu sein

  • die Wertschöpfungskette mit Einbezug des UK auf allfällige Schwachstellen zu überprüfen

  • bestehende rechtliche und vertragliche Verbindungen in UK zu überprüfen und wo notwendig die Modalitäten allenfalls anzupassen

  • allfällige zusätzliche Kosten und mehr administrativen Aufwand wegen strengerer Grenzkontrollen, neuer Vorschriften und Regularien und wieder eingeführten Abgaben (z.B. Zolltarife) frühzeitig zu berücksichtigen

  • einzukalkulieren, dass für die Rekrutierung von Personal und die Sendung von Mitarbeitenden nach UK künftig allenfalls mehr administrativer Aufwand entstehen könnte.

  • die Fiskallandschaft gut im Auge zu behalten.

    Offene Fragen

    Welche Industrien und Branchen in UK am stärksten vom Brexit betroffen sind, lässt sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Bekannt ist jedoch, dass sich im Vorfeld zum Referendum vor allem Life Sciences, Automotive und Aerospace für einen Verbleib in der EU stark gemacht haben. Vermutlich mit gutem Grund.

    Auch manch andere Fragen zu den Auswirkungen des Brexit lassen sich derzeit nur unzureichend oder gar nicht beantworten. Das Mutmassen wird noch geraume Zeit anhalten. Bis die Verhandlungen zum Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU abgeschlossen sein werden, dürften mindestens zwei Jahre ins Land gehen. Zwei Jahre also, in denen es noch beim Status quo bleibt, zumindest, was das vertragliche und rechtliche Verhältnis zur EU anbelangt. Die Unsicherheit über die weitere Zukunft bleibt. Und bleibt solange, bis das Vereinigte Königreich sein Verhältnis zur EU (und zur Schweiz) neu gestaltet und verbindlich geregelt hat.

    Brexit: Verschärfte Situation für Schweizer Exporteure

    „Brexit“: Die Helpline EDA gibt betroffenen Schweizerinnen und Schweizern Auskunft

    Brexit – Länderberatung Vereinigtes Königreich (11./12. Juli)

    Länderberatung Vereinigtes Königreich (24./25./26./28. Oktober)

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