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Chancen derivativer Absicherungsinstrumente bei volatilen Devisenmärkten

Grosse Bewegungen an den Devisenmärkten prägen seit Längerem die Schlagzeilen nationaler und internationaler Zeitungen. Die anhaltende Schwäche des Japanischen Yens oder die rasche Abwertung des Britischen Pfunds lassen für verschiedene Marktteilnehmer den Schluss zu, dass ein Währungskrieg unmittelbar bevorstehen könnte.

Chancen derivativer Absicherungsinstrumente bei volatilen Devisenmärkten

In Kombination mit dem sehr überraschenden Ausgang der Parlamentswahlen in Italien und den automatischen Ausgabenkürzungen in den USA (Sequester) muss davon ausgegangen werden, dass die Volatilität an den Devisenmärkten auch in Zukunft anhaltend hoch bleiben wird. Zahlreiche Schweizer Unternehmen, die die Erträge grösstenteils in Fremdwährungen erwirtschaften und deren Kosten mehrheitlich in der Schweiz anfallen, sind von dieser Entwicklung stark betroffen: Hart erarbeitete komparative Vorteile werden in wenigen Wochen von Wechselkursbewegungen unwiderruflich vernichtet!

Eine mögliche Lösung dieses Problems bietet das aktive Währungsmanagement unter Berücksichtigung der individuellen Situation des Unternehmens, wobei auch dieses Konzept nicht als allumfassendes Patentrezept verstanden werden kann. Neben der Auswahl des richtigen Kurssicherungsinstruments berücksichtigt diese Konzeption die aktuelle Wettbewerbsposition, die Elastizität der Nachfrage und die Planbarkeit der Zahlungsströme. Die Aufstellung der zu beachtenden Punkte ist dabei keineswegs vollständig; eine Analyse weiterer Faktoren bleibt unabdingbar, um den Rahmen für das Risikomanagement professionell festzulegen.

Sind die Zahlungsströme hinreichend verlässlich planbar und ist eine Anpassung der Preise oder das Verhandeln von Währungsklauseln nicht möglich, kann auf die Absicherung der Zahlungsströme mit klassischen Devisentermingeschäften oder mit Währungsoptionen zurückgegriffen werden. Dabei hat die Unternehmensleitung vorgängig zu entscheiden, welcher prozentuale Anteil der budgetierten Erträge abgesichert werden soll und welche Instrumente für die Kurssicherung in Betracht gezogen werden sollen. Die einmal gewählte Strategie zur Kontrolle des Fremdwährungsrisikos sollte nach ihrer Implementierung nicht jedes Jahr aufs Neue fundamental den aktuellen Markterwartungen angepasst werden, sondern sich vielmehr am jährlichen Kalkulationskurs orientieren. So kann die Unternehmensleitung effektiv sicherstellen, dass die Marge aus dem operativen Geschäft nicht durch Wechselkursschwankungen vernichtet wird.

Als praktisches Beispiel betrachten wir einen Exporteur in den Euroraum mit Produktionskosten in Schweizer Franken. Seine Hedgingstrategie verlangt, dass etwa 80 % der budgetierten Erträge über das gesamte Jahr abgesichert werden müssen. In erster Linie bietet sich in dieser Situation das klassische Devisentermingeschäft an. Obschon mit diesem Instrument das Risiko einer negativen Wechselkursentwicklung gebannt ist und eine sichere Kalkulationsgrundlage geschaffen wird, vergibt der Exporteur jegliche Chancen, von weiter steigenden Kursen zu profitieren. Um diesem Dilemma zu entgehen, lohnt es sich, den Einsatz von Put-Optionen oder strukturierten Absicherungen wie den Risk Reversal oder Knock Into Forward zu prüfen.

Mit einer Put-Option erwirbt der Käufer das Recht, einen zuvor bestimmten Eurobetrag an einem gewissen Verfalltag zu einem zuvor bestimmten Kurs verkaufen zu können. Der Einsatz dieses Kurssicherungsinstruments ermöglicht dem Unternehmen, unbeschränkt von einer Aufwertung der europäischen Gemeinschaftswährung zu profitieren und dennoch gegen fallende Kurse abgesichert zu sein. Der Erwerb dieses Rechts kann jedoch mit erheblichen Prämienkosten verbunden sein, weshalb der Einsatz strukturierter Absicherungen bei der Entscheidungsfindung ebenfalls näher geprüft werden muss. Bei dieser Form von Absicherungsgeschäften erwirbt der Anwender das Recht, seinen Fremdwährungsüberschuss verkaufen zu können, finanziert dies aber nicht mit liquiden Mitteln, sondern indem er Verpflichtungen in gleichem Ausmass eingeht. Ein sehr einfaches Beispiel für diese Form von Absicherungsstrategien ist der Risk Reversal: Bei dieser Strategie wird ein klarer Höchst- und Tiefstkurs ermittelt, der je nach Szenario am Verfalltag zur Anwendung kommt. Dadurch wird eine klare Kalkulationsgrundlage ohne zusätzlichen Prämienaufwand geschaffen, bei dem das Unternehmen weiterhin von einer leichten Aufwärtsbewegung des zugrunde liegenden Wechselkurses profitieren kann. Neben dem Risk Reversal eignet sich aber auch der Einsatz eines Knock Into Forward, mit dessen Hilfe eine Mindestgrenze definiert wird und das Unternehmen von einer Aufwertung des Wechselkurses bis hin zur entsprechenden Barriere zusätzlich profitieren kann.

Allen Instrumenten ist gemeinsam, dass sich die betroffenen Unternehmen vor unerwünschten Effekten von Wechselkursschwankungen schützen können. Wie die oben erwähnten Beispiele zeigen, können diese Absicherungen sehr vielfältig und individuell gestaltet werden. Somit ermöglichen sie eine effiziente Steuerung des Wechselkursrisikos.

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Autor:
Stephan Ulrich, Senior FX Sales Corporate & Private Clients, Credit Suisse AG, Zürich

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