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Industrie 2025: Eine Initiative zur Stärkung des Werkplatzes Schweiz

Urs Reimann ist seit März 2016 Geschäftsführer von «Industrie 2025» und will die Schweizer Industrie durch die digitale Transformation begleiten – wenn er seinen Job gut macht, braucht es ihn bald nicht mehr.
Mann an einer Präzisionsmaschine
Die MEM Branche ist im besonderen Mass von Industrie 4.0 betroffen.

Herr Reimann, Sie werden am 08. September auf dem S-GE Impulse: MEM auf der Sindex in Bern sein und einige Worte zu Industrie 2025 sagen.

Wagen wir einen Zeitsprung: die MEM-Branche im Jahr 2025.

Zunächst: Das Thema an sich ist nicht neu. Vor zehn Jahren hatten wir ähnliche Themen auf dem Radar. Aber die Technologie war noch nicht so weit. Heute ist es eher so, dass sich der Mensch schneller bewegen muss. Die Technologie ist uns voraus. Ich denke aber, dass Digitalisierung und Vernetzung in zehn Jahren weit fortgeschritten sein werden. Etwa die digitale Vernetzung über die Grenzen der Firmen hinaus, zu Lieferanten und Kunden. Zudem sollten sich die Organisationsformen angepasst haben: In Firmen gibt es viele Abteilungen mit unterschiedlichen Systemen, Aufträgen und Prioritäten. Diese Medienbrüche müssen aufgelöst werden. In dynamischen und flachen Organisationsformen ist die digitale Transformation deutlich einfacher zu realisieren.

Warum wurde die Initiative «Industrie 2025» nötig, wenn das Thema bereits bekannt ist?

Das Feld «Industrie 4.0» ist riesig und komplex. Es schwirren viele unterschiedliche Informationen und Begriffe herum. Das macht es für Firmen schwierig. Sie wissen nicht recht: Wo liegt der Nutzen? Wo führt das alles hin? Welche Chancen und Risiken ergeben sich? Wir sehen uns als unabhängige Plattform, sind Ansprechpartner für solche Fragen. Die Leute werden über die Medien massiv mit dem Thema konfrontiert, aber es ist wichtig, dass wir sie konkret auf persönliche Ziele hin abholen. Sonst bleibt das Thema abstrakt. Erst wenn die Geschäftsführer richtig informiert sind, haben sie den Mut, Investitionen zu tätigen. Die konkreten Projekte begleiten dann unsere Partner weiter, etwa Beratungs- und Ingenieursfirmen.

Welche Hürden begegnen Ihnen?

Es braucht zudem eine Transformation des Denkens: Mit kleinen, vereinzelten Projekten kommt man nicht weit. Industrie 4.0 ist ein strategischer Weg, den das Management einschlagen muss. Eine digitale Gesamtstrategie vermisse ich aber nach wie vor bei den meisten Unternehmen. Mit unserer Initiative versuchen wir, diesbezüglich Orientierung zu geben.

Haben Firmen, die bei der Digitalisierung nicht mitmachen, überhaupt noch eine Chance?

Natürlich muss nicht alles digitalisiert werden. Aber bei Firmen, die eine hohe Technologiedichte haben, ist eine Automatisierung und somit Digitalisierung und Vernetzung notwendig, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Der industrielle Werkplatz Schweiz muss sich dem digitalen Wandel stellen und eine führende Rolle einnehmen, damit dieser auch in Zukunft wettbewerbsfähig bleibt.

Welche Risiken gibt es bei der Umstellung für Firmen?

Die Technologie muss im Businessmodell einen klaren Nutzen bringen. Es geht nicht darum, technische Spielereien auszuprobieren. Daher ist die Vorarbeit, die Analyse und die Erarbeitung des Gesamtkonzepts, sehr wichtig. Man sollte erst aktiv mit der digitalen Vernetzung anfangen, wenn Organisation und Prozesse stimmig sind: Sind sie schlank organisiert? Macht jeder Schritt Sinn? An welchen Orten kann man Mehrwerte generieren, etwa für ein besseres Kundenerlebnis? Die Digitalisierung und Vernetzung ist aus meiner Sicht weniger das Problem.

Haben Sie weitere konkrete Tipps?

Kurz zusammengefasst ist der optimale Weg zur Digitalisierung: Firmen sollten sicher sein, dass die Prozesse, die Organisationsform und das Businessmodell zukunftsorientiert und optimiert gestaltet sind. Die Geschäftsleitung sollte über eine übergeordnete digitale Strategie verfügen. Dann sollte man die Digitalisierung vorantreiben, die relevanten Daten erheben. Als nächster Schritt muss vertikal und horizontal vernetzt werden, also entlang der Wertschöpfungskette und der Hierarchieebenen. Viel Wert muss auch auf die Auswertung der Informationen gelegt werden. Das ist heute eine Schwachstelle. Daten gibt es zuhauf, aber was machen wir damit? Nach der Analyse ergeben sich dann hoffentlich neue Möglichkeiten und Geschäftsmodelle.

S-GE Impulse: MEM am 08.09.2016 auf der Sindex

Melden Sie sich jetzt für den Impulse: MEM am 08.09.2016 auf der Sindex Bern an, treffen Sie spannende Referenten und profitieren Sie als S-GE Mitglied von einem exklusiven Rundgang zum Thema Industrie 4.0 auf der Messe.

Das Interview ist zu Teilen aus dem Magazin "SwissMEM Network" Ausgabe 2/16 übernommen. Das ganze Interview und mehr Informationen zur Initiative «Industrie 2025» finden Sie hier!

Mehr Informationen zu Industrie 4.0

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