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Industrie 4.0 fordert ein modernes HR und Talentmanagement

„Agile Teams,spiralförmige Karrieremodelle und ein Talentmanagement, das es Mitarbeitern ermöglicht das Richtige zu tun, sind der Schlüssel für erfolgreiche Unternehmen im Zeitalter von Industrie 4.0"

Herr Stoffel, Sie sind CEO bei Haufe-umantis und werden am Aussenwirtschaftsforum 2016 Ihre Einblicke in die Welt des HR teilen. Die vierte industrielle Revolution fordert von Unternehmen eine gute IT-Infrastruktur, Produktweiterentwicklung, Schaffung von neuen, digitalen Services, Partnernetzwerke usw.

Welche Auswirkungen hat Industrie 4.0 auf das Personalmanagement?

Die aktuellen Entwicklungen sind für Unternehmen, ob KMU oder Global Player, eine grosse Herausforderung, die Mut zum Experiment erfordert. Die vierte industrielle Revolution beeinflusst nicht nur die Art, wie wir Dinge herstellen oder leisten, Prozesse oder IT, sie verändert die komplette Organisation von Unternehmen und damit unsere ganze Arbeitskultur. Diese Transformation zu begleiten, ist definitiv eine Aufgabe des Personalmanagements. HR hat die Schlüsselfunktion den Bruch mit überholten Unternehmenskulturen oder Führungsstilen anzustossen und zu begleiten. Dafür muss sie sich jedoch selbst neu erfinden, um aus der Zerstörung schöpferische Energie für den Wiederaufbau neuer zeitgemässer Strukturen, Methoden und Instrumente zu gewinnen. Soll ein Change überhaupt gelingen, muss er auf digitaler und kultureller Ebene stattfinden. Und er muss die Menschen begeistern.

Welche Rolle nimmt Industrie 4.0 beim Personalmanagement von international tätigen KMU ein?

Mit der digitalen Transformation fallen klassische Berufsbilder und Arbeitsabläufe weg, aber es werden auch neue geschaffen. Genau an dieser Stelle kommt das Thema Talentmanagement ins Spiel. Bereits heute klagen einer Studie aus dem Herbst 2015 nach 41 Prozent der Schweizer Unternehmen über Talentknappheit – acht Prozent mehr als noch im Vorjahr. Und die Zahl der Menschen im arbeitsfähigen Alter wird in den kommenden Jahrzehnten wegen des demografischen Wandels rasant abnehmen. In Kombination mit der stetig abnehmenden Loyalität vor allem jüngerer Arbeitnehmer spitzt sich die Lage für Unternehmen im Wettbewerb um Talente zu. Gerade im internationalen Kontext mit einem grösseren und auch unüberschaubareren Talentpool gilt es, die richtigen Kandidaten schnell zu identifizieren und zu überzeugen. Deshalb muss das Talentmanagement deutlich flexibler werden. Um das leisten zu können, muss sich auch das HR Management die Diskussionen um Industrie 4.0 zu Herzen nehmen, und Reaktionsfähigkeit, Agilität und Digitalisierungsgrad kontinuierlich auf den Prüfstand stellen.

Sie sprechen davon, dass ein mitarbeiterzentrierter Führungsansatz notwendig sei. Wie genau sieht das aus und können auch KMU das umsetzen?

Haufe-umantis hat 2003 am eigenen Leib erfahren, wie wichtig es für den Unternehmenserfolg ist, die Belegschaft in die Strategieentwicklung einzubeziehen. Die Mitarbeiter waren mit dem Produktportfolio unzufrieden, weil es nicht zukunftsträchtig war. Nach intensiven Diskussionen folgte Hermann Arnold, der damalige Geschäftsführer und Unternehmensgründer, dem Rat seiner Mitarbeiter. Diese Entscheidung, die übrigens auch von mir forciert wurde, hat ihm einiges an Mut abverlangt – schliesslich musste das bestehende Geschäft mehr oder weniger komplett aufgegeben und viel Geld in die Entwicklung investiert werden. Aus unternehmerischer Sicht war der Schritt daher höchst riskant – im Nachhinein betrachtet aber absolut notwendig und richtig. Hätten Arnold und sein Team ihn nicht gewagt, würde es uns heute nicht mehr geben.

Doch zum Erfolg von Unternehmen trägt unserer Überzeugung nach nicht nur die Einbindung der Mitarbeiter in Unternehmensentscheidungen bei. Es bedarf auch eines optimalen Organisationsdesigns, um den Anforderungen von Markt, Kunden und verschiedenen Mitarbeitertypen gerecht zu werden. Und die verlangen nach Agilität und Flexibilität. Die Kunden erwarten schnellere Informationsflüsse und Innovationszyklen, neue Wettbewerber kommen kontinuierlich hinzu, und ebenso neue Kunden, die weitere Anforderungen mit sich bringen. Auf dieser Erkenntnis basierend haben wir ein Modell entwickelt, um Organisationen und ihre Herausforderungen besser zu verstehen – und entsprechende Lösungen zu entwickeln: Der Haufe-Quadrant. Er veranschaulicht die Interaktion zwischen den zwei entscheidenden Parametern jedes Unternehmens – den Menschen und dem Organisationsdesign.

Was raten Sie Schweizer KMU, die im internationalen Geschäft tätig sind und sich den Chancen und Herausforderungen von Industrie 4.0 stellen müssen?

Unternehmensprozesse, Vertriebskanäle und die Kommunikation innerhalb und ausserhalb der Organisation werden immer digitaler und vernetzter. Bei Innovationszyklen sprechen wir lange nicht mehr von ähnlichen Zeiträumen wie noch vor wenigen Jahren. Um dem zu begegnen ist eine hohe Innovationsfähigkeit notwendig. Dafür müssen sich Unternehmen zum Teil von starren Strukturen und Organisationsdesigns lösen und agiler werden. Im Mittelpunkt stehen dabei immer die Mitarbeiter. Denn sie sind es, die nah an Märkten und Kunden arbeiten und deren Bedürfnisse kennen. Sie bemerken drohende Veränderungen als erste und können frühzeitig den Anstoss geben, diesen mit geeigneten Massnahmen zu begegnen.

Aussenwirtschaftsforum am 21.04.2016 in Zürich

Lassen Sie sich die Gelegenheit nicht entgehen mit Marc Stoffel persönlich ins Gespräch zu kommen an unserem diesjährigen Aussenwirtschaftsforum. Zu Programm und Anmeldung geht es hier.

Mehr Informationen zum Thema Industrie 4.0 in unserem Dossier!

Über das Unternehmen:

Der St. Galler IT-Pionier umantis AG gehört seit 2012 zur deutschen Haufe Gruppe und bildet seit April 2013 die Firma Haufe-umantis AG, die heute zu den führenden europäischen Anbietern von Talent-Management-Lösungen gehört. Das 2000 gegründete Spin-Off der Hochschule St. Gallen und der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich hat seinen Hauptsitz in St. Gallen sind beschäftigt 150 Mitarbeitende. Und diese bilden den Mittelpunkt des Unternehmens. Denn die Überzeugung „Mitarbeiter führen Unternehmen“ wird bei Haufe-umantis auf allen Ebenen gelebt – sowohl in seinen Produkten als auch im eigenen Unternehmen. Demokratie und Mitbestimmung sind wichtige Grundwerte des Unternehmens. Mitarbeiter sein bedeutet bei der Haufe-umantis AG auch Mitentscheider sein. Sei es beispielsweise die Übernahme durch die Haufe Gruppe oder die jährlichen demokratischen Führungskräfte-Wahlen – Themen, die die gesamte Haufe-umantis betreffen, werden auch von der gesamten Belegschaft von Haufe-umantis entschieden und getragen. www.umantis.com

Über Marc Stoffel:

Marc Stoffel, Jahrgang 1982, wurde 2013 von seinen 150 Mitarbeitern demokratisch zum Geschäftsführer der Haufe-umantis AG gewählt und seither immer wieder in dieser Position bestätigt. Mit dieser einzigartigen Führungskräftewahl ist Haufe-umantis Vorreiter für eine partizipative und demokratische Unternehmenskultur. Stoffel und sein Team sind überzeugt: Menschen, die das Richtige tun, sind der grösste Hebel für nachhaltigen unternehmerischen Erfolg.

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