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International konkurrenzfähig - trotz Frankenstärke

Es gibt noch viele Handlungsmöglichkeiten für exportierende Schweizer Unternehmen – aber sie müssen selbstbewusst und globalisierungsfähig sein - dies die Essenz des gestrigen, in Zürich stattfindenden S-GE-Events zum Thema „International konkurrenzfähig – trotz Frankenstärke“.

International konkurrenzfähig - trotz Frankenstärke

Am hochkarätig besetzten Power-Event von Switzerland Global Enterprise (S-GE) in Zürich diskutierten Professor Dr. Jan-Egbert Sturm, Direktor der Konjunkturforschungsstelle KOF an der ETH Zürich, Alberto Silini, Export-Beratungsleiter S-GE, zusammen mit Reto Brunner, Leiter Restrukturierungen PwC und Alex Koster, Partner, Strategy&, die Zukunft der exportierenden Schweizer Unternehmen.

Dass diese nicht nur rosig ist, liegt auf der Hand, doch gerade das Beratungsunternehmen Price Waterhouse Coopers (PwC) betonte, dass Schweizer KMU einen gewissen Kampfgeist ins Zentrum ihres Bewusstseins stellen sollten. „Fit for growth“ war das Stichwort, das Reto Brunner in diesem Zusammenhang nannte. Um für das Wachstum „fit“ zu sein, empfehlen Reto Brunner und sein Partner Alex Koster folgende Massnahmen:

  1. Aufbau branchenführender Fähigkeiten
  2. Investition in nachhaltige und differenzierende Fähigkeiten des Unternehmens
  3. Nicht essentielle Fähigkeiten des Unternehmens streichen
  4. Sich die Frage stellen: „Wo wollen wir „best in class“ sein?
  5. Was ist unser „right to win“?  („Wir sind die Besten, weil….)

Interview mit KOF-Direktor Prof. Dr. Jan-Egbert Sturm: Konjunkturlage

Swissness leben und Zielmärkte diversifizieren

Alberto Silini, head of consultancy von Switzerland Global Enterprise, unterstützte und ergänzte die Thesen der beiden PwC-Referenten: er wies darauf hin, wie wichtig es für Schweizer Unternehmen sei, die „swissness“ , für welche sie und ihre Produkte im Ausland immer noch in hohem Masse geschätzt seien, in Realität auch zu leben und umzusetzen – und dabei nicht nachzulassen. Denn das Qualitätsversprechen von „swissness“ – hohe Leistung, sehr gute Qualität der Produkte, vertrauensvolle Kundenbeziehungen und herausragende Dienstleistungen, müsse gerade im jetzigen „shaky“ Umfeld des starken Frankens und der wachsenden Konkurrenz unbedingt eingehalten werden. Ausserdem betonte Alberto Silini, wie wichtig eine gründliche Analyse der in Frage kommenden Zielmärkte sei, und daraufhin dann eine Diversifikation der Märkte. Auch eine fachliche Beratung, zum Beispiel bei Switzerland Global Enterprise, oder PwC, sei in diesen Umbruchzeiten, so Silini, durchaus angesagt. Dass der Bedarf an qualifizierter Beratung im Moment bei den Schweizer Firmen besonders gross ist, erläuterte Alberto Silini anhand von Zahlen der S-GE: seit der Aufwertung des Schweizer Frankens am 15. Januar konnte seine Beratungsabteilung bereits 300 Kundengespräche führen.

Stürmische Zeiten – die Konjunkturforschungsstelle KOF warnt und entwarnt zugleich

Der dritte Redner am gestrigen Event, Professor Dr. Jan-Egbert Sturm, Direktor der Konjunkturforschungsstelle KOF an der ETH Zürich, skizzierte für die Schweizer Wirtschaft einen verhalten positiven Ausblick für die kommenden Jahre. Die Prognose für das laufende Jahr liegt zwar nur bei 0.2 Prozent, Sturm prognostiziert aber bereits für das letzte Quartal 2015 eine leichte Erholung der Konjunktur – und für 2016 liegt die Prognose schon bei plus 1.2 Prozent. Die Hauptgründe für die derzeitige Konjunkturflaute in der Schweiz sind gemäss Jan-Egbert Sturm: die erwarteten leicht zurückgehenden Exporte im ersten Halbjahr 2015, die geringeren Investitionen der Schweizer Firmen aufgrund der herrschenden Unsicherheit im Zusammenhang mit dem erstarkten Franken, und der konjunktur-bremsende Lagerabbau – dies ein Phänomen, das gemäss Jan-Egbert Sturm bisher kaum in die Berechnungen miteinbezogen wurde.

Wachstums-dämpfender Lager-Effekt – Profit vom Welthandel

Die Schweizer Firmen, so Prof. Sturm, haben seit 2006 jährlich mehr produziert, als sie verkaufen konnten. Die Lager sind jetzt demensprechend gefüllt – und gemäss Jan-Egbert Sturm werden die Firmen diese unfreiwillige Lageraufstockung im Verlauf des Jahres korrigieren, also weniger produzieren. Auch im Jahr 2016 wird die Schweiz noch unter diesem Phänomen leiden, so die Prognosen des KOF – und damit erklärt sich auch das verhaltene Wachstum von nur 1.2 Prozent für 2016. Trotz der mässigen Konjunktur-Aussichten betonte Jan-Egbert Sturm, dass die Schweiz sich nach wie vor auf einem guten wirtschaftlichen Niveau befinde. Profitieren kann die Schweiz gegenwärtig vom guten Welthandel, der nach wie vor ein Wachstum von 5 Prozent aufweist, aber auch von der deutschen Wirtschaft, die sich erholt hat. Gleichzeitig stellt Deutschland jedoch auch eine Konkurrenz dar.

Zugang zu ausländischen Fachkräften entscheidend für Konkurrenzfähigkeit

Nebst der Innovationskraft, die immer wieder als entscheidender Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit erwähnt wird, weist der Direktor der Konjunkturforschungsstelle KOF jedoch auch auf einen politischen Faktor hin: Sollte die Personenfreizügigkeit für die Schweiz in der Zukunft eingeschränkt werden, warnt Jan-Egbert Sturm vor sehr grossen Nachteilen, die damit auf die Schweiz zukommen würden. Denn, so Sturm, nur der stetige Zugriff auf Fachkräfte konnte der Schweiz in den letzten Jahrzehnten die Wettbewerbsfähigkeit garantieren – denn mit diesem Fachwissen konnte man bei Neuerungen stets mithalten. Würde dieser „Wissenszufluss“ stark eingeschränkt, wäre die Schweiz mit grossen Problemen konfrontiert. Somit wäre auch die „collaborative innovation“, welche häufig zu Erfindungen und bahnbrechenden Neuerungen führt, und eingangs auch von den PwC-Referenten als Erfolgsmodell für Innovation erwähnt wurde, in grosser Gefahr.

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