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Export von Schweizer Käse nach Russland: Tipps und Tricks

Interview mit einem grossen Vertriebsunternehmen für Schweizer Milch- und Fleischprodukte

Die Pandemie hat in Russland zu grundlegenden Veränderungen im Hinblick auf Gewohnheiten und Konsumverhalten geführt. Um zu verstehen, welche Trends sich derzeit auf dem russischen Lebensmittelmarkt abzeichnen und wie Dokumentation und Logistik ablaufen, haben wir mit dem Geschäftsführer von FOODLAND gesprochen, einem grossen russischen Produzenten von Premiumlebensmitteln und Vertriebsunternehmen für Schweizer Milch- und Fleischprodukte.

Käse

Maxim Polyakov, Geschäftsführer, Foodland

Ihr Unternehmen gehört zu den grössten Käseproduzenten in Russland. Gleichzeitig ist es eines der wichtigsten Import- und Vertriebsunternehmen für Käse aus der Schweiz. Wie läuft das bei Ihnen? Konkurrieren Ihre eigenen Marken mit den ausländischen Produkten, die Sie importieren?

Als einer der grössten Produzenten und Importeure von Käse und anderen Milchprodukten in Russland besitzt Foodland zwei Werke, die pro Jahr mehr als 30’000 Tonnen Käse produzieren. Die Strategie unseres Unternehmens basiert darauf, unsere wichtigsten Kunden in Russland mit einer Bandbreite an unterschiedlichen Käseprodukten zu beliefern. Unserer Ansicht nach ergänzen sich unsere eigene Produktion und die importierten Käsesorten perfekt. Auf diese Weise ergibt sich ein vielfältiges Angebot für jeden Kunden.

Schweizer Käse ist sehr speziell, da die meisten Sorten noch auf traditionelle Art hergestellt werden, mit natürlicher Reifung und häufig auch mit gewaschener Rinde. Diese Art der Produktionsmethoden macht Schweizer Käse so einzigartig und auch sehr teuer. Ich würde daher behaupten, dass es keine direkte Konkurrenz zwischen den russischen und den Schweizer Käsesorten gibt.

Welche neuen Trends beobachten Sie im Lebensmittel-Einzelhandel?

Das Einzelhandelsgeschäft in Russland entwickelt sich rasant, da die Konkurrenz zwischen den grössten Akteuren härter wird. Einzelhandelsketten setzen daher jetzt auf neu gestaltete Stores, den Aufbau eines attraktiven Sortiments und eine ausgeklügelte Navigation. Ziel ist es, gegenüber dem Konsumenten auf Wertigkeit und Qualität zu setzen. Einige Einzelhändler sind dabei bislang erfolgreicher als andere. Die COVID-19-Pandemie hat auch das Wachstum im Bereich Online-Shopping befördert, und die meisten Einzelhändler haben ihre E-Commerce-Aktivitäten aufgrund dieser Tatsache entweder ausgeweitet oder sind neu eingestiegen, sodass der Boom im Online-Handel als einer der wichtigsten Trends des letzten Jahres gilt.

Haben sich die Einkaufspräferenzen der Ketten seit Beginn der Pandemie verändert, vor allem was die Nachfrage nach Premium-Produkten angeht?

Das verfügbare Realeinkommen der Russen ist bereits seit mehreren Jahren rückläufig. Natürlich wirkt sich das auf die Nachfrage aus, insbesondere im Premium-Segment. Durch die Reisebeschränkungen wurden die Umsätze 2020 jedoch angekurbelt, weil viele Russen das Land nicht verlassen konnten. Die Einzelhandelsketten haben die Kategorie der Premium-Produkte nicht beschnitten, zumindest nicht, was die Milchprodukte angeht. Die Lieferanten sitzen aber zwischen allen Stühlen, weil die Einzelhändler den Preisanstieg, der sich durch die Abwertung des russischen Rubel ergibt, nicht akzeptieren. Die Folge sind weniger Werbeaktionen und sinkende Umsätze.

Welche Dokumente sind nötig, um Lebensmittelprodukte in die EAC-Länder zu importieren?

Das hängt von der Produktkategorie ab. Im Fall von Milchprodukten muss entweder der Importeur oder der Produzent eine von Qualitätssicherungsorganisationen in Russland ausgestellte Konformitätserklärung beantragen und erhalten und diese bei der Zollabfertigung vorlegen.

Wie viel Zeit muss man für die Logistik einplanen?

Milchprodukte werden in der Regel per Kühllastwagen geliefert. Normalerweise brauchen diese 5 bis 7 Tage von der Schweiz bis nach Moskau.

Was sind die Bedingungen für die Zusammenarbeit Ihres Unternehmens mit ausländischen Lieferanten?

Unser Unternehmen ist einer der grössten Käseimporteure in Russland, und in der Regel liefern die meisten unserer Lieferanten DAP Moskau. Bei Importen aus der Schweiz arrangieren wir die Lieferung jedoch selbst, also Ex Works. Was die Zahlungsbedingungen angeht, haben wir ein Zahlungsziel von 30 Tagen.

Wer bewirbt die Marke innerhalb des Netzwerks (Produzent, Importeur, Verkäufer)?

In den meisten Fällen ist unser Unternehmen für das Marketing in Russland verantwortlich, aber wir haben sehr gute Partner in der Schweiz, die uns dabei unterstützen. Das ist also Teamarbeit.

Was die Kunden angeht, ist die richtige Kommunikation sehr wichtig, vor allem bei Schweizer Käse, der ganz besondere Eigenschaften und eine Geschichte zu erzählen hat.

Was sind die Besonderheiten bei der Arbeit auf dem russischen Markt?

Der russische Markt ist sehr attraktiv und gleichzeitig sehr herausfordernd. Es gibt einen starken Wettbewerb und viel staatliche Regulierung. Darauf müssen Produzenten gefasst sein. Es ist wichtig, in Russland den richtigen Partner zu finden, der Erfahrung sowohl im Import als auch im Vertrieb hat. Eines der Risiken sind die Währungsschwankungen. Der Rubel hat 2020 ganze 30 % an Wert verloren. Damit wurden alle importierten Waren für die Konsumenten viel teurer.

Unterstützung für Ihr internationales Geschäft in Russland

Sind Sie daran interessiert, Ihre Produkte nach Russland zu exportieren, oder würden Sie gern mehr über den russischen Lebensmittelmarkt im Allgemeinen erfahren? Dann kontaktieren Sie unseren Berater für Russland, Michael Kühn.

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