Exporteure im Fokus

S-GE kann Brücken bauen zu Plattformen mit Best Practices der Kreislaufwirtschaft

Interview mit Tom Koch, Rytec Circular

Verglichen mit dem linearen Wirtschaftsmodell und seinem hohen Ressourcenverbrauch bietet die Kreislaufwirtschaft eine nachhaltige Alternative für die Zukunft. Im folgenden Interview gibt Tom Koch, Projektmanager bei Rytec Circular, Einblicke in den Bereich der Kreislaufwirtschaft, deren Herausforderungen und die Schwierigkeiten im internationalen Geschäft.

Wasserleitung

Rytec Circular wurde 2014 als ein Geschäftsbereich der Rytec AG gegründet. Rytec ist ein Ingenieur- und Beratungsunternehmen, das aktiv ökologische Innovationen gestaltet, die von den Ursachen für Abfall bis zu dessen Recycling und Aufbereitung reichen. Die Kreislaufwirtschaft ist ein bahnbrechender und innovativer Bereich, der Möglichkeiten und Wettbewerbsvorteile für viele Unternehmen bereithält. Rytec Circular hilft bei der Bestimmung dieser Geschäftsmöglichkeiten und deren konkreter Umsetzung in Angeboten und Produkten.

Welche Herausforderungen sehen Sie für sich im Zusammenhang mit der Kreislaufwirtschaft?

Ein Projekt im Bereich Kreislaufwirtschaft bedingt für ein Unternehmen Anpassungen auf ganz verschiedenen Ebenen. Es gilt, zahlreiche Aspekte zu beachten und gleichzeitig anzugehen. Es muss ein pragmatischer und schrittweiser Ansatz gefunden werden, damit beispielsweise ein neuer Ansatz für Lieferketten, neue Designvorgaben für Produkte, Rückwärtslogistik und Datenmanagement langfristig ineinandergreifen.

Welche Exportmärkte sind für Sie am wichtigsten und weshalb?

Wir beobachten derzeit, dass die europäischen Märkte sich immer schneller auf die Kreislaufwirtschaft zubewegen. Der Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft der Europäischen Union wird derzeit von den Mitgliedsstaaten in nationale Strategien und Gesetze umgesetzt. Seit April 2021 umfasst die Ökodesign-Richtlinie der EU Aspekte zur Reparaturfähigkeit von Produkten und eine entsprechende Deklaration ist in Planung. Wer am EU-Binnenmarkt teilnehmen will, muss in der Lage sein, mit diesen Entwicklungen Schritt zu halten. Andernfalls könnten Schweizer Unternehmen mittelfristig zum Beispiel nicht an Ausschreibungen teilnehmen, die recyclingfähige Produkte und Dienstleistungen umfassen. Auf der einen Seite ist dies eine Herausforderung für Schweizer Unternehmen, doch auf der anderen Seite ist es auch eine Chance, die Vorzüge des Innovationsstandorts Schweiz zu nutzen, um schneller als andere Nicht-EU-Lieferanten zu reagieren.

Wie können wir Unternehmen bei der Umstellung auf eine Kreislaufwirtschaft in ihrem internationalen Geschäft unterstützen?

Switzerland Global Enterprise (S-GE) kann seinen Mitgliedern Informationen über die Möglichkeiten der Kreislaufwirtschaft und diesbezügliche regulatorische Risiken liefern. S-GE kann Brücken zu Plattformen mit Best Practices der Kreislaufwirtschaft bauen und die Vernetzung mit Experten wie Rytec Circular oder Reffnet fördern. Reffnet (vom BAFU finanziert) bietet zum Beispiel Unternehmen eine kostenlose Potenzialanalyse ihrer Chancen in der Kreislaufwirtschaft.

Welche unerwarteten Situationen sind Ihnen im internationalen Geschäft begegnet?

Bei der Unterstützung einer Schweizer Gruppe, die in China einen Fertigungsprozess auf Basis von Recyclingmaterialien einrichten wollte, mussten wir vor Ort helfen, einen Experten für Kreislaufwirtschaft zu finden. Unsere Erfahrung besagt, dass wir grundsätzlich von Anfang an lokale Teams einbeziehen müssen, um diese direkt «in ihrer Denkweise» für Kreislaufwirtschaftsprojekte zu begeistern. Wir waren angenehm überrascht festzustellen, dass die Einrichtung eines europaweiten oder globalen Systems für Rückwärtslogistik absolut machbar ist, da für verschiedene Branchen bereits etablierte und handlungsfähige Drittanbieter vorhanden sind.

Wie bewerten Sie die Zusammenarbeit mit Organisationen wie S-GE, welche Vorteile bringt diese?

Switzerland Global Enterprise hält Schweizer Unternehmen über Megatrends in ausländischen Märkten auf dem Laufenden und untersucht deren mögliche Auswirkungen.

Ein Beispiel ist die mit Cleantech ALPS kofinanzierte Publikation «The circular economy. An economic and environmental opportunity of Switzerland?».

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