Exportwissen

Zehn Tipps für den erfolgreichen Export von Lebensmitteln nach Kanada

Kanada ist für Schweizer Lebensmittelhersteller der natürliche Ausgangspunkt für den Export nach Nordamerika, da ein Grossteil der Einwohner Kanadas nur bis zu 160 Kilometer von der Grenze zu den USA entfernt lebt. Laut Herrn Heumann, Chefanalyst bei dem Marktforschungsunternehmen Environics Analytics, haben Kanadier einen ähnlichen Geschmack wie Amerikaner. Darüber hinaus geniessen Kanadier ein hohes verfügbares Einkommen und wissen die qualitativ hochwertigen Produkte aus der Schweiz zu schätzen.

Panorama Kanada

Wenn Sie Interesse am Export nach Kanada haben, finden Sie hier einige nützliche Tipps, um sicherzustellen, dass Ihr Nahrungsmittelunternehmen von Anfang an Erfolg haben wird:

1.     Analysieren Sie den lokalen Markt und konzentrieren Sie sich vorerst auf ein oder zwei Provinzen oder Städte. Auf den ersten Blick mag die Bevölkerung Kanadas sehr homogen wirken, der Schein trügt jedoch. Die Einwohner Quebecs geben beispielsweise mehr Geld pro Haushalt für Lebensmittel aus, obwohl sie im Durchschnitt weniger Geld zur Verfügung haben. In Vancouver gibt es einen grossen asiatischen Bevölkerungsanteil, die Menschen sind aber auch sehr gesundheitsbewusst. Tatsächlich war Vancouver eine der ersten Städte, in der sich Bio-Lebensmittel durchsetzen konnten. Bioprodukte gewinnen jedoch in ganz Kanada an Popularität. Darüber hinaus leben zwei Drittel der Bevölkerung Kanadas in Ontario und Quebec, es ist also unter Umständen sinnvoll, sich zunächst auf diese beiden Provinzen zu konzentrieren. Toronto stellt sicherlich einen interessanten Markt dar, da es sich um die grösste Stadt Kanadas handelt.

2.     Machen Sie sich mit den Anforderungen vertraut, die für den Export von Nahrungsmitteln nach Kanada gelten. Diese können von den Anforderungen der USA abweichen. Die Tatsache, dass ein Lebensmittelzusatzstoff in den USA zugelassen ist, bedeutet beispielsweise nicht zwangsläufig, dass dieser auch in Kanada erlaubt ist. Einige kontrollierte Produkte wie Milchprodukte oder Fleisch erfordern besondere Aufmerksamkeit. Der kanadische Milchsektor arbeitet nach einem Versorgungsmanagementsystem, bei dem die heimische Produktion geplant und die Preisgestaltung kontrolliert wird und der Import einem Kontingent unterliegt. Eine Einfuhrgenehmigung, die von Global Affairs Canada ausgestellt wird, ist für den Import von Käse nach Kanada vorgeschrieben. Schweizer Käse hat ausserdem mehr Konkurrenz von dem der EU im Rahmen des CETA zugewiesenen Kontingent. Während Käse aus der EU ein neues Kontingent zugewiesen wurde, ist Schweizer Käse Teil des WTO-Zollkontingents für Käse aus Nicht-EU-Ländern. Hier erfahren Sie mehr über kontrollierte Produkte.

3.     Stellen Sie sicher, dass Sie den kanadischen Lebensmittelvorschriften von Health Canada und der Canadian Food Inspection Agency (CFIA) entsprechen. Die CFIA setzt die Richtlinien und Standards von Health Canada durch, die die Sicherheit und die ernährungsphysiologische Qualität aller in Kanada verkauften Nahrungsmittel regelt, und prüft die Einhaltung nationaler Gesetze und Vorschriften in der Branche. Im Allgemeinen verlangt Health Canada keine Benachrichtigung vor der Markteinführung (Ausnahmen sind Lebensmittelzusatzstoffe, Säuglingsnahrung und neuartige Lebensmittel). In Kanada verkaufte Lebensmittel müssen jedoch den Anforderungen von Health Canada entsprechen. Dazu zählen allgemeine Anforderungen an die Lebensmittelsicherheit und die Herstellung, Zubereitung, Lagerung und Etikettierung unter hygienischen Bedingungen. Die Lebensmittel müssen auch den kanadischen Kennzeichnungsvorschriften entsprechen (dazu erfahren Sie unten mehr). Darüber hinaus müssen kanadische Vertreiber und ausländische Hersteller den «Safe Food for Canadians Act» und die «Safe Food for Canadians Regulations» einhalten.

Die neuen Vorschriften beinhalten drei Hauptaspekte:

a.     Lizenzen: Kanadische sowie nicht in Kanada ansässige Importeure müssen eine entsprechende Lizenz vorweisen können oder, falls sie noch keine haben, eine solche beantragen.

b.     Dokument «Preventative Control Planning»: Dieses Dokument legt dar, wie das Unternehmen die Lebensmittelsicherheit und die Einhaltung geltender Vorschriften gewährleistet. Dazu gehören Aspekte wie die Überwachung von Produktion, Hygiene, Transport, Lagerung usw. Jeder Importeur ist verpflichtet, einen Überwachungsplan zu erstellen, zu dokumentieren, regelmässig zu aktualisieren und umzusetzen.

c.     Recall Traceability: System, mit dem Informationen über ein Produkt gespeichert werden, darunter Ursprung, Versand, Empfangsdaten und Kontaktinformationen für den gesamten Produktionszyklus. Diese Übersicht muss in Kanada elektronisch in englischer und französischer Sprache verfügbar sein und eine lückenlose Nachverfolgung der Produkte ermöglichen.

4.     Prüfen Sie, ob alle Lebensmittelzusatzstoffe auf der Liste der zugelassenen Lebensmittelzusatzstoffe sind. Eine Liste der zugelassenen Lebensmittelzusatzstoffe finden Sie hier. Bei jedem Lebensmittelzusatzstoff, der nicht auf einer der Listen zu finden ist, müssen Sie diesen bei Health Canada zur Beurteilung einreichen.

5.     Stellen Sie sicher, dass Ihre Etiketten kanadischen Vorschriften entsprechen. Laut Gesetz müssen die meisten verpackten Lebensmittel mit einer Nährwerttabelle und einer Zutatenliste gekennzeichnet werden. Darüber hinaus können bestimmte verpackte Lebensmittel auch nährwert- und gesundheitsbezogene Angaben wie einen niedrigen Salzgehalt benötigen. Pflichtangaben auf verpackten Lebensmitteln für den Verbraucher müssen in englischer und französischer Sprache vorhanden sein. Die folgende Checkliste bietet einen guten Überblick über die geltenden Kennzeichnungsvorschriften. Falls Sie in Quebec in den Markt eintreten wollen, müssen Sie auch die Kennzeichnungsvorschriften Quebecs beachten. In dieser französischsprachigen Broschüre, die von dem «Office québécois de la langue française» herausgegeben wurde, finden Sie weitere Informationen.

Wir empfehlen, Ihre Etiketten von einem Experten überprüfen zu lassen, bevor Sie Ihre Produkte auf den kanadischen Markt bringen, um sicherzustellen, dass sie den Vorschriften entsprechen.

6.     Achten Sie darauf, was Sie behaupten. Wenn eine gesundheitsbezogene Angabe gemacht wird, beispielsweise die Verringerung eines Krankheitsrisikos oder eine therapeutische Wirkung, könnte das bedeuten, dass Ihr Lebensmittelprodukt als Medikament eingestuft wird. Dies macht eine Bewertung vor der Markteinführung erforderlich. 

7.     Finden Sie den richtigen Vertriebspartner. In Kanada gibt es nur ein paar nationale Grosshändler, die im ganzen Land aktiv sind. Laut IBISWorld werden über 80 % des Marktes von kleineren, örtlichen Vertreibern bedient, die in bestimmten Märkten aktiv sind. Ein Vertreiber könnte sich also auf Ontario oder Quebec konzentrieren, oder nur die westlichen Provinzen bedienen. IBISWorld prognostiziert darüber hinaus, dass sowohl die Anzahl als auch die Grösse von Einzelhandelsketten mit eigenen Vertriebseinrichtungen steigen wird. Es arbeiten jedoch noch viele kleinere Fachgeschäfte mit Vertreibern, da sie nicht über die nötigen Kapazitäten verfügen, um direkt mit den Einzelhändlern zu arbeiten. Für die Einfuhr von Lebensmitteln nach Kanada benötigt der Importeur eine Lizenz. Bei der Wahl eines Vertriebspartners sollten Sie sicherstellen, dass Ihr Partner über eine Lizenz verfügt und den anderen Anforderungen der «Safe Food for Canadians Regulations» entspricht.

8.     Nutzen Sie Ihre Schweizer Bio-Zertifizierung, falls Sie über diese verfügen. Bioprodukte werden in Kanada immer beliebter und erzielen höhere Preise. Wenn Sie über eine Bio-Zertifizierung verfügen, ist das sicher von Vorteil. Kanada und die Schweiz haben eine Vereinbarung zur gegenseitigen Anerkennung ihrer Bio-Zertifizierungen. Bioprodukte müssen über ein Bio-Zertifikat verfügen, das von einer Schweizer Zertifizierungs- bzw. Prüfstelle ausgegeben wurde. Bioprodukte, die gemäss dem Schweizer Bio-System zertifiziert wurden und nach Kanada exportiert werden, können das Logo «Canada Organic» tragen. Eine Kopie des Logos muss von der Schweizer Zertifizierungs- bzw. Prüfstelle angefordert werden, die für die Zertifizierung verantwortlich ist. Weitere Informationen finden Sie im folgenden Leitfaden.

9.     Ziehen Sie Eigenmarken als möglichen Zugang zum kanadischen Markt in Betracht. Laut dem Artikel «The Rising Power of Private Label», der im Juli 2018 im Canadian Grocer erschien, werden Eigenmarken immer beliebter – mit einem Einzelhandelsumsatz von 14,4 Milliarden Dollar (18,6 % des gesamten Einzelhandelsumsatzes) im Jahr 2017 verzeichnen sie nun bereits fünf Jahre in Folge stetes Wachstum. Wenn Sie grosse Lebensmitteleinzelhändler wie Loblaws, Sobeys oder Metro beliefern, können Sie laut Joanne Walsh von Grow Trade über Eigenmarken einen Regalplatz für Ihr Produkt ergattern, ohne Listinggebühren zahlen zu müssen. Da das Portfolio dieser Einzelhändler bereits gut entwickelt ist, benötigen sie Produkte, um die Lücken zu füllen, einzigartige Artikel, die im Trend liegen, oder kostengünstige Alternativen. Hier erfahren Sie mehr über die Möglichkeiten, die Eigenmarken bieten.

10.  Besuchen Sie Messen und treffen Sie potenzielle Geschäftspartner. SIAL Canada findet abwechselnd in Toronto und Montreal statt und ist eine der grössten nationalen Messen im Agrar- und Lebensmittelsektor. Hier treffen sich Hersteller, Vertreiber, Importeure, Gross- und Einzelhändler und präsentieren ihre Produkte und Innovationen. Da der Sektor für Naturkost regional fragmentiert ist, organisiert die Canadian Health Food Association (CHFA) Messen in Toronto, Vancouver und Montreal. Um teilnehmen zu können, müssen Sie Mitglied der CHFA sein.

 

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