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Polen: Grosse Investitionen im Kampf gegen den Smog

Polen ist das Land mit der grössten Luftverschmutzung in der EU. Im Rahmen des neuen Programms «Saubere Luft» sollen mit rund 27 Milliarden Franken Privathaushalte bei der thermischen Sanierung und bei der Installation neuer Heizsysteme unterstützt werden, um die Luftqualität zu verbessern: ausgezeichnete Exportmöglichkeiten für Schweizer Cleantech-Firmen.

Kampf gegen Smog in Polen
Grosse Investitionen in saubere Heizungstechnologien in Polen

Polen – das Land mit der grössten Luftverschmutzung in der Europäischen Union

Laut einem aktuellen Ranking der Weltgesundheitsorganisation befinden sich sieben der zehn EU-Städte mit der grössten Luftverschmutzung in Polen. Des Weiteren sind auf der Rangliste von 50 EU-Städten mit der schlechtesten Luftqualität 36 polnische Städte zu finden. Die alarmierende Situation ist vor allem auf die Heizsysteme zurückzuführen. Łukasz Lepiarczyk, Geschäftsführer der Firma Hoval in Polen, betont: «Ungefähr 50% des Wärmeversorgungsmarktes werden von Wärmeenergieunternehmen bedient, die Energie hauptsächlich mit festen Brennstoffen erzeugen. Diese Unternehmen sollen hohe Umweltanforderungen erfüllen und investieren daher bewusst in moderne Lösungen im Bereich Verbrennung und Abgasfilterung. Für den Smog ist hauptsächlich der verbleibende Teil des Wärmemarktes verantwortlich: nicht modernisierte Produktionsbetriebe und Einfamilienhäuser. »

In veralteten Öfen und Festbrennstoffkesseln wird oft noch mit Abfällen und Brennstoffen von niedriger Qualität geheizt. Laut Schätzungen werden von den 5.5 Millionen polnischen Einfamilienhäusern etwa 80% mit veralteten Öfen und Festbrennstoffkesseln beheizt und weiterhin wurden jährlich rund 150’000 solcher Kessel verkauft, bevor 2018 das entsprechende Verbot eingeführt wurde.

Obwohl die Luftqualität seit längerer Zeit ein Problem ist, wuchs das Bewusstsein dafür in der Bevölkerung erst in den letzten Jahren. Heute findet man in jeder Wettervorhersage auch Informationen über den aktuellen Stand vom Schadstoffgehalt in der Luft. Bei hohen Werten erlauben regionale Behörden teilweise die kostenlose Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln sowie rufen Kinder und ältere Personen dazu auf, nicht ins Freie zu gehen. Zudem ist die notorische Überschreitung der Luftqualitätsnormen in Polen ein Verstoss gegen EU-Vorschriften. Die EU-Kommission überwacht die Situation und bei Nichteinhaltung drohen Polen hohe finanzielle Strafen.

Programm «Saubere Luft» - insgesamt 35 Milliarden Franken für die Verbesserung der Luftqualität

Schon in der Vergangenheit wurden erste Massnahmen zur Bekämpfung der Luftverschmutzung eingeführt. Beispielswiese konnten für die Modernisierung vieler öffentlicher Gebäude EU-Mittel beansprucht werden oder einzelne Städte haben Zuschüsse für den Austausch von veralteten Heizungssystemen für Haushalte offeriert. Es fehlte jedoch ein Konzept auf nationaler Ebene. Aus diesem Grund wurde das Programm «saubere Luft» im September 2018 ins Leben berufen. Das Programm richtet sich an Besitzer von sowohl bestehenden Einfamilienhäusern als auch von Neubauten und sieht Zuschüsse für die thermische Modernisierung und Installation neuer Heizsysteme in der Höhe von ca. 27 Milliarden Franken vor. 60% der Mittel werden als Subvention und 40% als Darlehen ausgezahlt. Inklusive Selbstkostenanteil wird die Summe der Investitionen auf knapp 35 Milliarden Franken geschätzt. Das Programm soll bis 2029 dauern, wobei die Anträge kontinuierlich gestellt werden dürfen. Insgesamt sollen 3 bis 4 Millionen Einfamilienhäusern vom Programm profitieren.

Förderberechtigt sind Projekte, deren Mindestwert bei 1'900 Franken liegt, der Maximalbetrag liegt bei 14'000 Franken pro Projekt. Die Zuschüsse betragen zwischen 30 und 90% der Investition. Die Höhe der Fördermittel richtet sich nach dem Haushaltseinkommen.

Förderungsberechtigt sind folgende Lösungen:

  • Kessel für feste Brennstoffe (Biomasse) - Klasse 5 laut Normen PN-EN 303-5
  • Wärmeverteiler
  • Elektrische Heizsysteme
  • Luftwärmepumpen
  • Wärmepumpen, die Wärme aus dem Erdreich oder Wasser aufnehmen
  • Gas-Brennwertkessel, Ölkessel, Rauchgasableitung, Gas-/Ölbehälter
  • Raumheizungs- und Brauchwasserinstallationen
  • Mechanische Belüftung einschliesslich Wärmerückgewinnung
  • Sonnenkollektoren
  • Mikro-Photovoltaikanlage
  • Wärmeisolierung
  • Austausch von Fenstern, Türen, Toren, Garagentoren
  • Fernwärmeanschluss
  • Energieaudit

Die Lösungen müssen Mindestanforderungen erfüllen, die im Programm beschrieben werden. Beispielsweise müssen Heizkessel für gasförmige Brennstoffe oder Heizöl die Anforderungen der Mindestenergieeffizienzklasse A und Wärmepumpen von mindestens A+ erfüllen.

Krakau als Musterschüler

Neben dem neu eingeführten nationalen Programm, haben einzelne Städte und Gemeinden bereits eigene Initiativen. Als Musterbeispiel gilt die Stadt Krakau, die von der Obersten Kontrollkammer für ihre Aktivitäten gelobt wurde. Die Stadt verbot bereits den Verkauf von Kohle und Holz der niedrigsten Qualität und ab 1. September 2019 wird auch das Heizen mit diesen Stoffen untersagt. Die Stadt hat bereits 2012 begonnen, den Austausch von Heizungssystemen zu subventionieren. Von 2012 bis Ende 2018 gelang es, 22'500 der veralteten Kohleöfen und Kesseln zu ersetzen. Im Dezember kaufte die Stadt 1'530 Luftreiniger für öffentliche Krippen, Kindergärten und Schulen. In dieser Zeit wurden auch insgesamt 13’500 Sets von Smog-Halbmasken in den Senioren-, Elternclubs sowie in Polikliniken verteilt. Im Dezember 2018 beschloss der Stadtrat mit der Befürwortung der Bewohner, eine Zone "sauberer Verkehr" im touristischen Viertel Kazimierz einzuführen, die nur emissionsfreie Fahrzeuge befahren dürfen.

Marktmöglichkeiten für Schweizer Technologien

Einige Schweizer Cleantech Firmen sind bereits auf dem polnischen Markt vertreten. Neben Hoval sind beispielsweise Belimo, CTA, Kabe, Stadler Form und Zehnder präsent.

Der Geschäftsführer der Firma Hoval in Polen, Herr Lepiarczyk, hebt hervor: «Ausschlaggebend sind Ausbildung und Sensibilisierung der Hausbesitzer. Um die Luftqualität zu verbessern, arbeitet Hoval in Polen seit längerer Zeit mit den Gemeinden zusammen.»

Janusz Staroscik Vorsitzender des Verbands der Importeure und Produzenten von Heizsystemen, sagt: «Kampf gegen Smog ist das Thema Nummer Eins in Polen und wird es über die nächsten zehn Jahre bleiben. Schweizer Lösungen im Bereich Cleantech erfreuen sich in Polen eines hervorragenden Rufes. Diverse Unterstützungsprogramme schaffen für sie neue Möglichkeiten auf dem Markt».

Staroscik betont, dass man bereits vor der Einführung des Programms einen Aufschwung auf dem Markt für Heizsysteme erkennen konnte. Die Jahre 2017 und 2018 waren für die gesamte Installations- und Heizungsindustrie in Polen aussergewöhnlich gut. Die Verkaufszahlen sowohl im Bereich «Neuanlagen» als auch «Ersatz von alten Anlagen» sind deutlich gestiegen. Zudem gewinnt die Kategorie «Austausch von alten Anlagen» seit 2017 an Bedeutung. Die am häufigsten verwendeten Geräte in Polen sind nach wie vor Festbrennstoffkessel. Es ist jedoch zu erwarten, dass in Zukunft keine Kohlekessel mehr verkauft werden. Dank immer grösserer Popularität vom energieeffizienten Bauen, steigt der Verkauf von Wärmepumpen seit einigen Jahren. Es wird erwartet, dass zunehmend hybride Wärmepumpensysteme mit externen Stromquellen auf Basis erneuerbarer Energien eingesetzt werden. Auch Solarkollektoren werden dank kommunaler Programme, die die regionalen Förderprogramme der EU nutzen, immer häufiger eingesetzt. Neben Solarkollektoren steigt auch der Einsatz von Photovoltaikmodulen.

Eine detaillierte Marktsituation der Heizsystemen in Polen wurde im Bericht des Verbands der Importeure und Produzenten von Heizsystemen dargestellt. Der ganze Bericht in englischer Sprache ist hier erhältlich.

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