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Trends auf dem brasilianischen Verpackungsmarkt

Der brasilianische Verpackungsmarkt erholt sich von einer Rezession und ist mit neuen Konsumgewohnheiten und der ständigen Veränderung der Marktdynamik konfrontiert. Ausländische Akteure haben auf diesem Markt gute Chancen, sollten jedoch die Spielregeln kennen. Erfahren Sie mehr über die neuesten Trends.

Packaging Market

Brasilien beginnt, sich von einer langen Rezession und einer turbulenten politischen Krise zu erholen. Die Auswirkungen dieses Prozesses müssen allerdings erst noch in der Verpackungsbranche ankommen. Mit einer mässigen BIP-Wachstumsprognose von 0,85 % für 2019 setzt der Markt seine Hoffnung auf die geplanten Wirtschaftsreformen der neuen Regierung und erwartet eine stärkere Erholung im Jahr 2020. Eine aktuelle Studie des Beratungsunternehmens Indo Bras United beleuchtet die neuesten Trends in der brasilianischen Verpackungsbranche:

Handelsunternehmen

Jüngste Untersuchungen weisen auf etliche Endkunden hin, die zur Absicherung des Wechselkursrisikos Import- und Exportaktivitäten an Handelsunternehmen auslagern, die einen Teil der Einfuhrumsatzsteuern mit Steuergutschriften ausgleichen können. Diese Unternehmen befinden sich hauptsächlich im südlichen brasilianischen Bundesstaat Santa Catarina, wo die Umsatzsteuer (ICMS) statt der üblichen 18 % nur 4 % beträgt.

Neue Konsumgewohnheiten

Aufgrund der niedrigeren Kaufkraft legen die Brasilianer neue Konsumgewohnheiten an den Tag, um ihre Ausgaben zu verringern. Sie reduzieren Packungsgrössen, kochen zunehmend selbst, kaufen Artikel günstig in grossen Mengen und gehen auf die Jagd nach Angeboten – dies sind nur einige der Alternativen, die im Rahmen der Befragungen genannt wurden.

Konsumgüterhersteller reagieren auf diese neuen Anforderungen, indem sie ihr Angebotsspektrum anpassen und kleinere Packungsgrössen sowie Jumbogrössen (als Reaktion auf den Grosshandel) einführen, um so einkommensschwächere und preisbewusste Verbraucher anzusprechen. Zudem lässt sich ein zunehmender Anstieg der Bestandseinheiten beobachten, da Unternehmen neue Produkte in ihr Portfolio aufnehmen, um sich ändernden Verbraucherwünschen gerecht zu werden und ihre Position bei offiziellen Einzelhändlern zu stärken, die hohe Volumen, Aktionsangebote, Preisnachlässe und höhere Margen für die meisten Produktlinien fordern, die auf die Mittelschicht ausgerichtet sind.

Weitere Trends

Weitere erwähnenswerte Trends sind umweltbewusstere Kunden, welche die Entwicklung umweltfreundlicher Verpackungen vorantreiben, darunter wiederverwendbare Glasflaschen für Getränke und wiederverwendbare Kunststoffe für Bioprodukte, sowie mobilere, selbstbewusstere und spontanere Verbraucher, die das Wachstum von Onlineshopping fördern.

Der Anstieg des Onlinekonsums hat zwei weitere Elemente mit sich gebracht, die sich unmittelbar auf Produktverpackungen auswirken: die Notwendigkeit stabilerer Packungen mit besser sichtbaren Informationen. Konsumgüterhersteller passen ihre Packungen und Etiketten entsprechend an, um die höheren Anforderungen der Verbraucher an die Produkttransparenz zu erfüllen. Einige Befragte äusserten sich zu ihren Plänen, neue Etikettiermaschinen für Stretch- und Schrumpf-Sleeves sowie eigene Hochgeschwindigkeits-Etikettiermaschinen zu kaufen.

Markthighlights

Aus Marktsicht lag der Schwerpunkt besonders auf markenlosen Reinigungsprodukten für den Haushalt und Produkten für die Haustierpflege. Beide Kategorien verzeichneten im Vergleich zum Vorjahr ein zweistelliges Wachstum. Mit 132 Millionen Tieren ist Brasilien nach den USA der zweitgrösste Heimtiermarkt der Welt. Aktuell gibt es im Land mehr Haushunde als Kinder und 44 % der brasilianischen Haushalte besitzen mindestens einen Hund. Zur Veranschaulichung: Die zehn grössten brasilianischen Unternehmen für Heimtierbedarf verzeichneten 2017 ein durchschnittliches Umsatzwachstum von 21 %, also doppelt so viel wie die zehn grössten Lebensmittelunternehmen (10,8 %) und dreimal so viel wie die Getränkeindustrie (7,3 %).

Outsourcing

In allen Verbraucher-Verticals und Regionen zeigten die meisten befragten Unternehmen eine zunehmende Neigung, Kernbereiche der Wertschöpfungskette auszulagern, darunter die Endverpackung und Logistik. Das oben genannte Outsourcing der Verpackungslinien erfolgt über Co-Packer, Komplementärunternehmen mit Überkapazität und sogar «freundliche» Wettbewerber.

Leasing

Die Unternehmen berichteten zunehmend, Verpackungsausrüstung und -maschinen zu leasen – aufgrund der kontinuierlichen Zinssenkung und der eingeschränkten Verfügbarkeit von BNDES (Finame) und Caixa Econômica Federal (Proger), der traditionellen, staatlich geförderten Finanzierungspakete für Investitionsgüter.

Gebrauchte Ausrüstung

Darüber hinaus kaufen einige mittlere und kleinere Firmen gebrauchte Ausrüstung von multinationalen Unternehmen, die ihre eigenen Linien aufrüsten oder deren bestehende Produktlinien überflüssig werden. Mehrere Befragte bestätigten, dass das Geschäft mit gebrauchter Ausrüstung zunimmt, weil Produkte kostengünstiger auf den Markt gebracht werden müssen. Gebrauchte Ausrüstung ermöglicht hohe Funktionalität und Geschwindigkeit zu einem Bruchteil der Kosten, insbesondere für Unternehmen, die für die Wartung solcher Ausrüstung auf qualifiziertes technisches Fachwissen zurückgreifen können. Spezialisierte Vermögensverwaltungsgesellschaften wie das in den USA ansässige EquipNet bauen ihre Geschäftstätigkeit in Brasilien derzeit rasch aus, insbesondere in den Verticals Lebensmittel und Getränke.

Montage vor Ort

Die Abneigung von Endkunden gegen Wechselkursrisiken hat in Kombination mit ausländischen Anbietern (vor allem aus Europa), die ihre lokale Wertschöpfung über örtliche Montagevereinbarungen erhöhen, zur Reduzierung von Maschinendirektimporten geführt, auch von grösseren multinationalen Konzernen. Diese Montagevereinbarungen werden mit brasilianischen Produktionsstätten mit Überkapazität geschlossen. Dies umfasst etliche traditionelle Unternehmen, die liebend gern «Job Shop»-Aufträge übernehmen, mit denen sie ihre Mitarbeiter beschäftigen können, sofern sie über die erforderlichen Maschinen verfügen. Auch wenn solche Arrangements Risiken hinsichtlich geistiger Eigentumsrechte und Qualitätsanforderungen mit sich bringen, werden diese grossteils durch die Errichtung lokaler Tochtergesellschaften gemindert, die örtliche Vertragsvereinbarungen ermöglichen.

Bei weiteren Recherchen fanden wir heraus, dass es auf dem Markt tätige europäische und asiatische Wettbewerber geschafft haben, dem lokalen Montage-Outsourcing zollfrei importierte Kernkomponenten beizumischen. Das alte Vorgehen, lokale Kreditlinien zu erlangen und Importkosten zu reduzieren, einst die einzige treibende Kraft für die lokale Produktion, wurde also zur Errichtung einer lokalen GmbH «aufgerüstet», die zollfreie Importe von wesentlichen Anlagenkomponenten ermöglicht, kombiniert mit Outsourcing-Verträgen in Brasilien.

Lokaler Kundendienst

Einige befragte Unternehmen gaben an, dass sich in Mittelklasse-Segmenten eine Umstellung auf lokale brasilianische Produzenten beobachten lässt, jedoch lokale technische Wartung und örtlicher Kundendienst stillschweigend vorausgesetzt werden. Endnutzer äusserten grossen Ärger über das hohe Honorar, das Servicetechniker aus dem Ausland für die Wartung importierter Ausrüstung verlangen, und die unerschwinglichen Kosten der Einfuhr von Ersatzteilen. Es herrscht also weitgehend Einigkeit, dass ausländische Anbieter lokale Techniker und lokale Ersatzteile bereitstellen müssen, um einen einheitlichen Service zu gewährleisten. Einige der Befragten berichteten, verschiedene ihrer ausländischen Anbieter hätten ihre örtlichen Strukturen kürzlich von Vertriebsmitarbeitern auf qualifiziertes technisches Personal erweitert.

Geografische Verteilung

In Brasilien zeichnen sich regionale Branchencluster sehr deutlich ab. Ein Beispiel hierfür ist der Cluster von Arzneimittelherstellern im Industriegebiet von Anápolis im brasilianischen Hinterland. Hier sind zahlreiche Pharmaunternehmen angesiedelt, die sich ihre Präsenz in den letzten zehn Jahren aufgebaut haben und ihre Verpackungslinien jährlich um 20 % bis 25 % erweitern. Es ist unerlässlich, sich solcher schnell wachsender Cluster im brasilianischen Hinterland bewusst zu sein, die ihre eigenen finanziellen Vorteile mit sich bringen, etwa Zollfreiheit für in die Industriegebiete eingeführte Investitionsgüter.

Wachstumstreiber

Wachstumstreiber für Verpackungsausrüstung sind unter anderem ein erneuter Anstieg der Kundennachfrage sowie der industrielle Nachholbedarf von Herstellerfirmen. Obwohl die meisten Unternehmen kaum neue Investitionen tätigen, war die End-of-Line-Automatisierung ein wichtiger Wachstumsfaktor. Alle Beteiligten – traditionelle multinationale Unternehmen, kleinere brasilianische Unternehmen und auch Co-Packer – spüren den Druck, sich von althergebrachten Verpackungen zu verabschieden, was die Nachfrage nach Verpackungslösungen wie Kartonierung, Palettierung und Schrumpffolien steigert.

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