Global Opportunities

Grüner Wasserstoff: die «Jahrhundertchance» für Chile und die potenzielle Rolle Schweizer Unternehmen

Chile ist ein kleines Land und trägt nur 0,3 % zum weltweiten Treibhausgasausstoss bei. Dennoch möchte das lateinamerikanische Land eine wichtige Rolle bei der Senkung von Emissionen und kohlenstoffarmen Wachstums- und Entwicklungskonzepten spielen – und zwar nicht nur innerhalb seiner Grenzen, sondern auch als internationaler Lieferant grüner Energie. 

 Grüner Wasserstoff

Chile hat sich zu entscheidenden und ambitionierten Klimamassnahmen entschlossen. So hat das Land 2020 seinen nationalen Klimabeitrag (Nationally Determined Contribution, NDC) aktualisiert und sich als einziges Entwicklungsland verpflichtet, bis 2050 klimaneutral zu werden. Zudem ist Chile eines der wenigen Entwicklungsländer, in dem eine parlamentarische Debatte über ein Klimaschutzgesetz angestossen wurde. Diese Ziele lassen sich nur durch einen grundlegenden Wandel in Chiles Gesellschaft und Wirtschaft erreichen.

Drei Viertel der globalen Treibhausgasemissionen sind auf den Energiesektor zurückzuführen, vor allem wegen dessen starker Nutzung fossiler Kraftstoffe. Chile ist bereits auf dem Weg zu mehr Energieeffizienz und Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien. Derzeit versucht das Land, sich als zukünftiger strategischer Lieferant sauberer Energie für Europa oder die USA zu positionieren. 

Zunahme erneuerbarer Energien

Die Wüste im Norden des Landes weist die höchste Sonneneinstrahlung der Welt auf, während Patagonien im Süden von starken, beständigen Winden geprägt ist. Diese Gegenden geben Chile die Möglichkeit, seine aktuelle Stromerzeugungskapazität um bis das 70fache der zur Zeit genutzten erneuerbaren Energien zu erhöhen. Die Branchen für Solar- und Windenergie entwickeln sich rasch. So hat Chile in den letzten sechs Jahren seine Erzeugungskapazität aus diesen Quellen verfünffacht und plant, bis 2030 70 % seines Stromes aus erneuerbaren Quellen zu produzieren. Die Zunahme der Investitionen in diese Energiequellen sowie in die Infrastruktur für Speicherung und Übertragung ist ein klarer Indikator für einen grundlegenden Wandel hin zu einer nachhaltigeren Stromversorgung. Dank dieser ergiebigen Quellen für erneuerbare Energien wird Chile der weltweit kostengünstigste Produzent von grünen Wasserstoff werden. Die vor Kurzem veröffentlichte nationale Wasserstoffstrategie des Landes soll dieses Vorhaben möglich machen.

Chile kann sich nun von einem historisch auf die Ausbeutung nicht erneuerbarer Ressourcen konzentrierten Land zu einer Nation wandeln, die einen grünen Mehrwert für ihre Exporte schafft und die saubere Energie bereitstellt, die die Welt braucht, um Emissionen zu reduzieren.

Die Strategie ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit von Industrie, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und öffentlichem Sektor und bildet ein Kernstück in Chiles Plan zur Erreichung von Kohlenstoffneutralität und Verpflichtung zu nachhaltiger Entwicklung. Der Plan soll in drei Phasen umgesetzt werden:

Phase I: 2020–2025

Schaffung der Strukturen im Land und Vorbereitung für den Export

Auf kürzere Sicht soll für die lokale Produktion importierter Ammoniak ebenso ersetzt werden wie grauer Wasserstoff, der in Ölraffinerien verwendet wird. Die Nutzung von grünem Wasserstoff für den Schwer- und Ferntransport wird auch für Fahrzeugflotten und Maschinenparks attraktiv.

Phase II: 2025–2030

Nutzung von Exportmärkten

Mittelfristig gibt es eine gute Chance für den Export von grünem Ammoniak, neben ersten Wasserstoffexporten. Eine wettbewerbsfähigere Produktion von grünem Wasserstoff wird ausserdem immer mehr Flüssigkraftstoffe im Landtransport ablösen, während die Beimischung in Versorgungsnetze wirtschaftlich wird.

Phase III: 2030 und danach

Neue Exportmärkte und Nutzung von Skaleneffekten zur Expansion

Aus grünem Wasserstoff gewonnene Kraftstoffe werden entscheidend für die Kohlenstoffreduzierung in Schifffahrt und Luftfahrt auf nationalen und internationalen Strecken sein. Die Exportmärkte werden weiter wachsen, während mehr Länder Massnahmen ergreifen, um ihre Wirtschaft kohlenstoffärmer zu machen.

Chiles Wettbewerbsfähigkeit in der Energieerzeugung aus erneuerbaren Quellen sowie der weltweite Bedarf an sauberen Energieträgern werden einen Wirtschaftssektor entstehen lassen, der die Grösse des chilenischen Bergbausektors erreichen könnte. (Wert von über 30 Milliarden US-Dollar)

Schweizer Unternehmen können mit ihrer Innovationskraft einen wichtigen Beitrag leisten

Das Ziel ist klar: Chile will seine Erzeugungskapazitäten für erneuerbare Energien stark ausdehnen, einer der führenden fünf Wasserstofflieferanten werden und sich so eine extrem rentable Einkommensquelle erschliessen. Zugleich will das Land den Abbau seiner strategischen Metalle modernisieren und nachhaltiger gestalten. Dafür sind saubere Technologien, digitale Lösungen und Automatisierung, aber auch eine Vielzahl von Dienstleistungen erforderlich. Noch in diesem Jahrzehnt soll die Mobilität im Bergbau sowie im öffentlichen Transport auf Wasserstoff- und Batteriebetrieb umgestellt werden. Auf diese Weise wird ein Binnenmarkt für diese Technologien geschaffen, die mittelfristig zu Exportschlagern werden sollen.

Neben einer modernen Energieinfrastruktur und der Nutzung neuster Bergbautechnologien gab es in den letzten Jahren auch einen Trend zur Ansiedlung energieintensiver Datenzentren und IT-Unternehmen. Grosse internationale Energieunternehmen tragen zur Beschleunigung dieses Trends bei, indem sie in Solarprojekte im Norden und Windfarmen in Patagonien investieren und so kostengünstigen grünen Strom fördern. Um die Kriterien als nachhaltiger Lieferant zu erfüllen, arbeitet das Land an der Ausweitung von Transparenzvorgaben, Corporate Social Responsibility (CSR) und Due Diligence, Finanz- und Steuerregelungen sowie Vorschriften für den Abbau von Rohstoffen.

Als innovatives Land mit hohen Umweltstandards kann die Schweiz mit ihren Unternehmen in den nächsten Jahren auch weiterhin einen wichtigen Beitrag zu Chiles Entwicklung leisten. Schweizer Know-how wird gefragt sein, wenn es darum geht, Chiles Wandel zu einem strategischen Energielieferanten zu unterstützen, nicht nur bei der nachhaltigen Gewinnung von Wasserstoff und Rohstoffen, sondern auch in einer Vielzahl vor- und nachgelagerter Bereiche wie Finanzen, Versicherungen, Transport, Verfolgbarkeit und Qualitätsprüfung.

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