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Roivant Sciences: Sieht so das grosse Pharmaunternehmen der Zukunft aus?

Roivant Sciences wurde von dem jungen Investor und Unternehmer Vivek Ramaswamy in New York gegründet. 2016 eröffnete das Unternehmen sein globales Headquarter im schweizerischen Basel. Sascha Bucher, Head Basel Roivant Pharma und Head of Global Transactions, spricht mit Switzerland Global Enterprise über das revolutionäre Geschäftsmodell und warum Basel der perfekte Standort ist.

 

Diagramm
Die Roivant-Unternehmensfamilie

Was hat Basel, was New York Roivant nicht bieten konnte? Was waren die wichtigsten Faktoren bei der Entscheidung Ihres Unternehmens, die Schweiz als neuen Standort zu wählen?

Wir entschieden uns für Basel aufgrund des tiefen und diversen Talent-Pools und des zentralen Standorts der Stadt im Herzen Europas. In Basel sind zwei der weltweit grössten Pharmaunternehmen beheimatet: Novartis und Roche. Die Stadt ist aber auch ein regionales Zentrum für viele andere Pharmaunternehmen und ein führender Hub für viele kleinere Unternehmen im Biotech- und Medizinproduktebereich.

Eine Niederlassung in Basel ermöglicht uns, Experten aus der gesamten Biopharma-Wertschöpfungskette einzustellen: von Talenten in der akademischen und industriellen Forschung über CMC (Chemistry, Manufacturing und Controls) und Formulierung bis hin zu klinischer Entwicklung und kommerziellem Betrieb.

Basel ist seit langem ein Zentrum der Life Sciences und der komplexen Fertigung. Diese Tradition lässt sich bis zur Ankunft der Hugenotten im sechzehnten Jahrhundert zurückverfolgen. Sie gründeten die Basler Seidenbandindustrie und legten den Grundstein für die exportorientierte Chemie- und Pharmabranche.

Ich sollte auch erwähnen, dass die regionalen Behörden des Kantons Basel-Stadt und das Team von BaselArea.swiss (Investment- und Innovationsförderung für die Region Basel) es Unternehmen sehr einfach machen, Niederlassungen in der Stadt zu eröffnen und bestehende Netzwerke für Partnerschaften und Rekrutierung zu nutzen.

Die Philosophie von Roivant ist in Hinblick auf die Rekrutierung von Talenten und die Finanzierung revolutionär: Mit Axovant gab es den grössten Börsengang eines Biotech-Unternehmens in der Geschichte der USA; Myovant war der grösste Biotech-Börsengang 2016, und die 1 Milliarde US-Dollar, die Softbank in Roivant investierte, war die grösste Venture Capital-Finanzierung in Europa im Jahre 2017. Was war der Schlüssel Ihres Erfolges?

Wir stellen die besten Arzneimittelentwickler in der Biopharma-Branche ein, aber wir suchen auch ausserhalb der Branche nach neuen Perspektiven. Wir rekrutieren Top-Talente aus Technik, Finanzwesen, aus dem akademischen Bereich und aus anderen Sektoren. Ein wesentliches Element unserer Kultur ist die katalytische Kombination von Branchenkenntnis und Ideen von ausserhalb des Biopharma-Sektors.

Wir verfügen über ein einzigartiges dezentrales Modell, mit dem wir versuchen, die Anreize für die Personen, die in der Entwicklung arbeiten, besser auszurichten. Dieses Modell ermöglicht eine grössere Flexibilität bei der Finanzierung unserer Forschung und Entwicklung. Dies senkt unsere Gesamtkapitalkosten. Zudem sind wir immer offen für neue Chancen. Wir haben beispielsweise in China ein Unternehmen mit dem Namen Sinovant gegründet, das sich auf die Zusammenarbeit mit westlichen Biopharmaunternehmen konzentriert, um in China innovative Medikamente zu entwickeln. In etwas mehr als einem Betriebsjahr konnte das Unternehmen bereits eine der führenden Pipelines für Late-Stage-Therapien in China aufbauen.

Big Pharma befindet sich im Wandel: Alte Geschäftsmodelle funktionieren nicht mehr und neue Mitbewerber treten in den Markt ein. Wo sehen Sie Roivant in diesem sich verändernden Umfeld?

Wir sehen uns als das, was ein grosses Pharmaunternehmen der Zukunft sein könnte. Statt einer einzigen, zentralisierten Organisation bauen wir das «Alphabet des Gesundheitswesens» auf. Dabei handelt es sich um eine dezentralisierte Unternehmensfamilie, die daran arbeitet, den Prozess der Entwicklung von Medikamenten und deren Bereitstellung für die Patienten zu verbessern. Jedes der Unternehmen in unserem Ökosystem profitiert davon, ein Teil dieser erweiterten Familie zu sein, die von Roivant gestützt wird.

Andere Unternehmen wie Bridge-Bio verfolgen jetzt auch ähnliche Modelle: das Unternehmen konzentriert sich darauf, Therapien für seltene Krankheiten zu entwickeln, und wir sehen dies als eine positive Entwicklung. Einige grosse Pharma-Unternehmen haben versucht, einzelne Elemente ihres Betriebs zu dezentralisieren, wir sind jedoch der Ansicht, dass es schwieriger sein wird, bestehende Unternehmen umzubauen, als ein neues Unternehmen auf dieser Struktur aufzubauen.

Was sind Ihre nächsten Schwerpunkte? Welche therapeutischen Bereiche haben das Potenzial, die nächsten Mitglieder der Familie Vant zu werden?

Das Geschäftsmodell von Roivant umfasst den Aufbau von flexiblen, unternehmerischen Biotech- und Gesundheitstechnik-Unternehmen mit einem einzigartigen Ansatz in Bezug auf die Mitarbeitersuche, das Angleichen von Anreizen und den Einsatz von Technologie, um die Effizienz der F&E sowie der Kommerzialisierung zu fördern.

Wir sind offen für alle Modalitäten und alle therapeutischen Bereiche: Wenn wir für den Patienten einen Vorteil erkennen können, sind wir interessiert.

Unsere Pipeline umfasst gegenwärtig Substanzen mit einem niedrigen Molekulargewicht, die für die Behandlung von urologischen und kardiometabolischen Erkrankungen sowie für Lungen- und Frauenleiden eingesetzt werden können; ausserdem topische Salben gegen entzündliche Hauterkrankungen; subkutane monoklonale Antikörper gegen Autoimmunerkrankungen; Gentherapien für neurologische und hämatologische Krankheiten; Enzymersatz- und regenerative Therapien für sehr seltene Krankheiten; Arzneimittel-Medizinprodukt-Kombinationen für Atemwegserkrankungen und potenzielle RNA-basierte Therapeutika.

Das ist nur eine Auswahl aus unserer laufenden Arbeit. Kurzfristig sehen wir Chancen bei Antiinfektiva und in der Onkologie und es gibt keine grundsätzliche Beschränkung der Anzahl möglicher «Vants», die wir aufbauen möchten. Daher denke ich, dass unsere Pipeline schliesslich Therapien in den meisten, vielleicht sogar in allen therapeutischen Bereichen umfassen wird.

Auch in die Welt der Gesundheitsversorgung etablieren sich neue Technologien. Künstliche Intelligenz und Blockchain sind momentan in aller Munde. Was ist Ihre Meinung dazu?

Im Gesundheitswesen sind das bisher in erster Linie Modewörter. Viel wichtiger sind die Erhebung und das Zusammenführen von Gesundheitsdaten innerhalb der und zwischen den Einrichtungen. Wir sind der Ansicht, dass hier einige Geheimnisse um die menschliche Gesundheit gelöst werden können – diese Annahme ist auch der Ausgangspunkt der Arbeit von Datavant. Datavant arbeitet mit Dateneigentümern und Datennutzern im gesamten Gesundheitsbereich, um sicherzustellen, dass Gesundheitsdaten sicher und angemessen mit Analysen und Anwendungen verbunden werden können, ohne dabei die Privatsphäre von Patienten zu verletzen.

Aus unserer Sicht hat sich die Schweiz mit ihrem beeindruckenden Talent-Pool und ihrer Offenheit gegenüber neuen Ideen gut positioniert, um diese neuen Technologien nutzen zu können.

Was wäre Ihr Rat für wachsende Biotech-Unternehmen, die in Europa Fuss fassen wollen?

Wir haben eine sehr positive Erfahrung gemacht und würden dringend raten, Basel in Betracht zu ziehen.

Basel ist der ideale Ort für ein wachsendes Biotech-Unternehmen und die Schweiz ist ein gutes Pflaster für Geschäfte.

Es mag in Bezug auf die Herausforderungen banal klingen, aber es ist sehr wichtig, einen gut aufgebauten Plan zu haben, damit die Kommunikation über mehrere Zeitzonen hinweg funktioniert. Die schliesst auch die Investition in Videokonferenztechnologie ein.

Biotech-Industrie Schweiz

Die Schweiz ist einer der besten und innovativsten Standorte für Biotechnologie in Europa. Lokale Unternehmen sind in vielen Sektoren führend und ziehen so Kapital und Forschung aus der ganzen Welt an.
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