Analyse

Agile internationale KMU-Unternehmer und Erfolgsfaktoren

Ergebnisse des Swiss International Entrepreneurship Survey (SIES) 2019

Die Studie, Swiss International Entrepreneurship Survey 2019 (SIES 2019) der Hochschule für Wirtschaft Freiburg (HSW-FR) untersucht den Stand des Internationalisierungsverhaltens von Schweizer KMU. Zwischen März und April 2019 wurde eine branchenübergreifende Befragung bei international tätigen Schweizer KMU durchgeführt.

Business meeting

Erfolgsfaktoren für eine erfolgreiche Internationalisierung

Die Studie verdeutlicht die Wichtigkeit einer auf die eigenen Stärken basierenden Strategie für eine erfolgreiche Internationalisierung.
Internationale Erfahrung des Kaders ist ebenso relevant wie Innovationsneigung. Die Unternehmer selbst sind allerdings der wichtigste Erfolgsfaktor für eine Internationalisierung.

Sukzessive Erhöhung des Auslandengagement

Der durchschnittliche Umsatz aller befragten KMU beläuft sich 40.74 Mio. CHF. Im Schnitt wird etwas weniger als die Hälfte in ausländischen Märkten erwirtschaftet. Ende 2018 waren die befragten KMU im Durchschnitt in beinahe 20 Ländern und auf 3 Kontinenten aktiv.
Die Expansion ins Ausland erfolgt zunächst mehrheitlich in benachbarten Ländern, bevor entferntere Regionen wie Asien, Nordamerika und Osteuropa sondiert werden. Bereits nach einem Jahr bedienen die KMU im Durchschnitt 4.1 Auslandsmärkte auf 1.5 Kontinenten, nach drei 6.6 Auslandsmärkte auf 1.8 Kontinenten, nach fünf 9.2 Auslandsmärkte auf 2.2 Kontinenten.

Erfolgreiche Kleinstunternehmen

Der relative Exportanteil am Gesamtumsatz wächst nicht zwingend mit der Betriebsgrösse. Kleinstunternehmen verzeichnen durchschnittlich einen Exportanteil von 51%, Kleinbetriebe liegen mit 38% im Schnitt deutlich darunter und selbst mittelgrosse Betriebe erreichen mit einem Mittel von 47% leicht weniger.
Internationalisierung erhöht das Innovationsniveau
Die Studie belegt, dass das internationale Geschäft für das Wohl der schweizerischen Wirtschaft und insbesondere der KMU unabdingbar ist. Generell erhöht die Internationalisierung aufgrund der Lerneffekte das Innovationsniveau der KMU.
Die befragten KMU führen an, dass sich die Auswirkungen ihres internationalen Geschäftes durchschnittlich am stärksten in Neuerungen der Produkte (68.3%), neuen Verfahren/Prozessen (64.5%) und in einem Kompetenzgewinn des Personals (63.2%) manifestieren. Bei den Kleinstunternehmen überwiegen Geschäftsmodell-Neuerungen eine Steigerung des Fähigkeitspotentials der Mitarbeiter.

Direktexport als häufigster, aber nicht erfolgreichster Vertriebsweg

Wie in den vorherigen Studien zur Internationalisierung von Schweizer KMU ist der direkte Export der häufigste, aber aktuell nicht mehr der erfolgreichste Vertriebsweg der befragten Schweizer KMU. Der indirekte Export über Agenturen und Absatzmarkthelfer wurde am zweithäufigsten genannt, aber mit einem noch geringeren Erfolgswert bewertet. Tochtergesellschaften werden vermehrt eingesetzt. Auch Grossabnehmer sind für die Mehrzahl der befragten KMU ein durchaus erfolgreicherer Vertriebsweg als der direkte Export.

Internationalisierung mittels globaler Städte

Die Studie bestätigt die Vorliebe der KMU für «Hubs». Bei Markteintritt in räumlich und kulturell entferntere Märkte – etwa in Japan, Zentralamerika oder Südostasien – ist der Erfolg eines KMU meist in einer Megametropole wie Tokio (54,1%), Mexiko-Stadt (51,5%) oder Singapur (47,3%) wesentlich. Die Toprangliste der Städte hat sich seit dem letzten SIES-Report kaum verändert.

Digitalisierungseffekte und Forschung&Entwicklung

Die Zahlen des E-Commerce-Umsatzes von Schweizer KMU sind relativ ernüchternd. Das Niveau des Anteiles der Verkäufe via Internet bewegt sich bei den befragten KMU zwischen 4-5%, bei den Mittelbetrieben ist der Wert mit 4,1% am tiefsten. Nur wenige setzen auf Digitalisierung, um das Geschäftsmodell fundamental zu verändern, Big Data spielt bis dato eine marginale Rolle. Der Digitalisierungsgrad einer international orientieren KMU ist ein interessanter Indikator. Einerseits zeigt sich, dass Unternehmen, die vermehrt in Forschung und Entwicklung investieren, signifikant digitalisierter ausgerichtet sind; andererseits verfolgen KMU mit einem höheren Digitalisierungsgrad verstärkt explorative Ziele.

Bedeutung der informellen Netzwerke

Trotz ihrer Stärke sind KMU auf spezifischen externen Support angewiesen. Anwaltsfirmen werden mit 36.4% an erster Stelle genannt, danach Privatpersonen (33.0%). Dies bestätigt die Bedeutung der informellen Netzwerke, die vornehmlich für Kleinstunternehmen unverzichtbar sind. Die Signifikanz der Unterstützung verhält sich umgekehrt proportional zur Grösse der Unternehmen: je kleiner das Unternehmen, desto wichtiger die Hilfe von Privatpersonen.
Die Nutzung externer Dienstleistungen der letzten drei Jahre ist geprägt von der Teilnahme an Messen (43,6%) und von Informationsveranstaltungen zum internationalen Geschäft (42,0%). Massgeschneiderte Informationsveranstaltungen zu Ländern und Geschäftspraktiken folgen an dritter Stelle, hierauf Netzwerkveranstaltungen zur internationalen Expansion (22,7%).

Internationalisierung als Treiber und Erfolgsfaktor

Die statistische Auswertung der Daten zeigt eine positive Korrelation zwischen der Anzahl bearbeiteter Länder, den Forschungs- und Entwicklungsausgaben und der relativen Performance. Je mehr Länder bearbeitet werden und je höher die F&E-Ausgaben sind, desto höher ist die von den KMU angegebene relative Performance. Der Schlüssel zum Erfolg ist ein diversifiziertes Kompetenzportfolio der Entscheidungsträger, um zugleich unternehmerische Gelegenheiten zu sichten, Innovationen zu realisieren und dennoch operative Exzellenz anzustreben. Die Befunde vorliegender belegen, dass eine erfolgreiche Internationalisierung auch in den nächsten Monaten und Jahren möglich ist, sofern Unternehmer bzw. Kader der KMU proaktiv bleiben und schlicht von ihrem Tun überzeugt sind.

 

Über Swiss International Entrepreneurship Survey SIES: 

Der Swiss International Entrepreneurship Survey 2019 (SIES 2019) der Hochschule für Wirtschaft Freiburg (HSW-FR) in Partnerschaft mit der Schweizerischen Exportrisikoversicherung (SERV) wird alle drei Jahre herausgegeben. Die Studie untersucht das Internationalisierungsverhalten von Schweizer KMU insbesondere im Hinblick auf ihr Geschäft, ihre Kunden und das Wachstum und dokumentiert neue Trends.
Die Resultate basieren auf Antworten von Gründern/CEOs in Personalunion (26,1%), CEOs (29,7%), Nachfolgern/CEOs (in Personalunion 22.0%), vom Senior Management (9,2%) und von weiteren Personen (13,0%), die in strategische Entscheide involviert sind. Der durchschnittliche Umsatz aller befragten KMU beläuft sich 40.74 Mio. CHF. Im Schnitt wird etwas weniger als die Hälfte, nämlich 43,45%, in ausländischen Märkten erwirtschaftet.
 

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