In Marokko befinden sich Wasserressourcen in staatlichem Eigentum. Der Staat verwaltet die Ressourcen und ist verantwortlich für den Bau der entsprechenden Infrastrukturen (oder vergibt Konzessionen) sowie für die Zuteilung der Ressourcen nach staatlichen Prioritäten. Die Mobilisierung von Wasserressourcen erfolgt über Staudämme für das Oberflächenwasser, Abflussgebiete für Grundwasser, Entsalzungsanlagen für Meerwasser und Reinigungsanlagen für Brauchwasser. Staudämme stellen dabei die wichtigste Massnahme dar.
Der Transport von Trinkwasser fällt in die ausschliessliche Zuständigkeit des Office National de l'Electricité et de l'Eau Potable (ONEE). Diese Behörde verfügt per Gesetz über das Monopol, Trinkwasser zu produzieren. Der Staat kann so die Preise für das öffentliche Versorgungswesen und Vertriebsverträge bestimmen.
Die Trinkwasserversorgung obliegt den lokalen Behörden, für die entsprechende Organisation ist ausschliesslich der jeweilige Gemeinderat zuständig. Es liegt also in der Verantwortung der Gemeinde, die lokalen Dienste für ihre Bevölkerung zu organisieren. Dafür kann ein staatliches Versorgungsunternehmen eingesetzt oder eine entsprechende Konzession an ein Privatunternehmen oder das ONEE erteilt werden. Dieser Versorger hat dann das Monopol für den betreffenden Dienst im Einzugsgebiet der jeweiligen Kommune.
Für die Abwasserdienste gelten dieselben Regeln wie für die Trinkwasserversorgung. Für die Organisation ist die Gemeinde zuständig. In der Praxis wird diese Aufgabe an die Entität delegiert, die auch für die Trinkwasserversorgung verantwortlich ist, also an den staatlichen Versorger, den Konzessionär oder das ONEE. Die Entwicklung der Bewässerungssysteme in Marokko wird in erheblichem Masse vom Landwirtschaftsministerium unterstützt und basiert auf drei unterschiedlichen Ansätzen. Es gibt von Bauern entwickelte Bewässerungsprojekte, von Verbänden oder Interessengruppen geführte kollektive Projekte und zu guter Letzt die öffentlichen Bewässerungsnetze, die von staatlichen Institutionen verwaltet werden.
Dieses marokkanische Modell hat jedoch aus wirtschaftlicher und politischer Sicht seine Schwachstellen. Eine Überarbeitung ist daher dringend notwendig, um sich auf die aktuellen Bedürfnisse besser einstellen zu können. Die wichtigsten Bereiche für eine Reform des marokkanischen Modells könnten folgende sein: Finanzierung und Preislegung, nationale Regulierung des Sektors, nachhaltiges Grundwassermanagement und ein alternatives Modell für die Finanzierung der öffentlichen Bewässerung.
In unserem Bericht finden Sie eine Reihe von Infrastrukturprojekten im Wassersektor und damit verbundene Geschäftsmöglichkeiten für Schweizer Unternehmen.