Südostasien ist für Schweizer Exporteure ein höchst interessanter Markt. Die ASEAN-Region mit ihren zehn Staaten (Brunei, Indonesien, Kambodscha, Laos, Malaysia, Myanmar, Philippinen, Singapur, Thailand, Vietnam) ist zwar sehr gross. Nicht aber die einzelnen Länder. Dadurch sind sie für Schweizer KMU übersichtlich. Auch andere Punkte sprechen für die Region:
- Es sind alles wachsende Märkte. Auch wenn ein Schweizer KMU bereits vor Ort ist, kann es innerhalb der Region weiter expandieren. Das Wachstumspotenzial ist enorm, nicht zuletzt dank einer steten und kräftigen Zunahme der Mittelschicht. Indonesien zum Beispiel erwartet bis 2030 eine Verdreifachung des Mittelstands - von 45 Mio. auf 135 Mio. Konsumenten.
- Es sind sehr unterschiedliche Märkte. Die Länder bieten die unterschiedlichsten Level an Technologien und befinden sind in den unterschiedlichsten Phasen. Schweizer KMU können dort einsteigen, wo es ihren Bedürfnissen entspricht.
- Die Länder öffnen sich ausländischen Investoren. Einige Länder sind zwar nach wie vor protektionistisch. Beispielsweise die indonesische Regierung aber plant, sich für ausländische Investitionen zu öffnen und die eingeschränkten oder geschlossenen Geschäftsfelder für ausländische Investoren massiv zu reduzieren.
Besonders vielversprechende Branchen und Regionen
Grundsätzlich gilt: Südostasien ist für alle Branchen interessant und deckt alles ab – von IT, über Tourismus bis zu Abwasserreinigung in der Textilproduktion. Einige Länder haben sich spezialisiert. Thailand positioniert sich als Hub für E-Mobility, E-Autos und Batteriebau. Malaysia ist stark im Bereich Luft- und Raumfahrt. Vietnam ist der Favorit, wenn es darum geht, neue Produktionsstandorte zu finden. Das Land ist auch eine Option, um in Asien zu expandieren, wenn es nicht China sein soll. Auch in der IT ist Vietnam stark, ebenso Malaysia. Food ist einer der Sektoren, der sehr stark ist in ganz Asien. Geht es um Medtech, ist Indonesien interessant. Da werden aktuell viele Spitäler gebaut. Um diese auszurüsten, ist der Bedarf an Material gross. Singapur ist nach wie vor Hotspot und globaler Hub für Fintech, das Thought Leadership und Best Practice für die Branche hervorbringt.
Freihandelsabkommen erleichtern den Export
Freihandelsabkommen sichern Schweizer KMU den Zugang zu wichtigen und dynamischen Märkten. Singapur und die Philippinen haben bereits ein Freihandelsabkommen mit der Schweiz. Ein Freihandelsabkommen mit Indonesien wurde Ende 2018 unterzeichnet, ein Referendum gegen das Abkommen hatte das Schweizer Stimmvolk abgelehnt. Ein weiteres wichtiges Abkommen – die «Regional Comprehensive Economic Partnership» – haben die ASEAN-Staaten am 15. November 2020 gemeinsam mit China, Japan, Südkorea, Australien und Neuseeland unterzeichnet. Damit schafft Asien die weltweit grösste Freihandelszone. Nach zunehmend protektionistischen Tendenzen in den letzten Jahren ist das für den Schweizer Export eine positive Entwicklung.
Stolpersteine kennen und berücksichtigen
Beim Export nach Südostasien kann die Kultur ein Stolperstein sein, da sie sich von dieser in Europa stark unterscheidet. Auch die verschiedenen Religionen gilt es zu berücksichtigen. Das kontinentale Südostasien ist buddhistisch, das maritime Südostasien durch den Islam und Katholizismus (Philippinen) geprägt. Auch die Sprache ist teilweise ein Hindernis. Nicht alle können Englisch, ebenso sind Dokumente nicht zwingend auf Englisch verfügbar. Auch wenn ein KMU seinen Weg gehen will und seine Philosophie hat, muss es sich davon lösen und den lokalen Gegebenheiten anpassen. Deshalb ist es wichtig, immer einen lokalen Partner beizuziehen, dem man vertrauen kann. Verbessert hat sich aufgrund der Digitalisierung die Bürokratie. Auch Zollpapiere, Registrierungen und Zertifizierungen sind in der Regel kein Thema. Diese sollten jedoch frühzeitig veranlasst werden, da die Fristen bis zu einem Jahr dauern. Für Nahrungsmittel- und Getränkehersteller, Kosmetik und Medtech ist die Halal-Zertifizierung in Indonesien mittlerweile Pflicht.