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Wie Schweizer KMU Krisen erfolgreich bewältigen

Die letzten Jahre stellten Schweizer KMU vor Herausforderungen und erforderten ein grosses Mass an Flexibilität. Im Interview erklärt Thomas Först, Head of Export Promotion + Global Network bei Switzerland Global Enterprise, wie KMU mit Unsicherheiten umgehen und wie S-GE sie bei der Bewältigung von Krisen unterstützen kann.

Thomas Först, Head of Export Promotion + Global Network bei Switzerland Global Enterprise
Thomas Först, Head of Export Promotion + Global Network bei Switzerland Global Enterprise

Die letzten zwei Jahre waren geprägt von Unsicherheiten und Instabilität. Was bedeutet das für Unternehmen? 

Es ist nicht die erste Krise in den letzten zehn Jahren. Seit der Finanzkrise, der Euro-Krise und dem Euro-Franken-Schock - die letzten grossen Krisen vor der Pandemie für exportierende KMU - müssen Firmen in der Lage sein, von heute auf morgen in den Krisenmodus zu wechseln. Das klingt nun vielleicht hart, aber es waren genau die Situationen, die die Unternehmen darauf getrimmt haben, bei Bedarf rasch in den Krisenmodus umschalten zu können. Die Pandemie ist in ihrer Tragweite sicherlich einzigartig und die Szenarien konnten nicht vorhergesehen werden. Aber gewisse Tools und Erfahrungen konnte man dennoch nutzen. Dasselbe gilt nun für den Krieg in der Ukraine. 

Welche Probleme haben KMU wegen dem Krieg zwischen Russland und der Ukraine?

Einerseits sind sicherlich die Exportbeschränkungen nach Russland relevant. Diese betreffen ca. 2% der schweizerischen Exporte. Gesamtwirtschaftlich gesehen hat das zwar keinen sehr grossen Einfluss, je nach Unternehmen und dessen Exportanteil kann eine solche Beschränkung jedoch bedeutsam sein. Die Hauptprobleme waren in der Anfangsphase die rechtlichen Fragen bezüglich laufender Beschaffungen oder Exportprojekte. Oder in Bezug auf den Zahlungsverkehr, der Logistik und bei Personalentsendungen. Importseitig machen die unterbrochenen Lieferketten Schwierigkeiten, die zu immensen Lieferverzögerungen und der Verteuerung vieler Produkte und Materialien führen.

Inwiefern spüren Schweizer und Liechtensteiner KMU die Sanktionen, die gegen Russland verhängt wurden und welche Branchen sind davon besonders betroffen?

Am deutlichsten ausgeprägt sind die Befürchtungen bei Unternehmen, die in der Herstellung von chemischen Erzeugnissen, im Detailhandel oder in der Maschinen- und Elektroindustrie tätig sind.

Ungefähr 200 Firmen in der Schweiz und im Liechtenstein haben Niederlassungen in Russland, und auch wenn die erwähnten Exportbeschränkungen aufs Ganze gesehen verkraftbar sind, bricht für einzelne Firmen unter Umständen ein ganzes Standbein weg, das kann sehr hart sein. Das heisst, dass Firmen nach Alternativen suchen, um den Wegfall dieser Märkte kompensieren zu können. Hier sehen wir, dass Firmen nach stabilen und vorausschaubareren Märkten suchen, wo sich kurz- und mittelfristig auch Opportunitäten realisieren lassen. Zurzeit erleben wir eine hohe Nachfrage für den EU-Raum und den Nord- und Südamerikanischen Kontinent.

Wie gehen Unternehmen mit den Unsicherheiten bezüglich Marktzugang zur EU um?

Das managt jedes KMU anders, im Prinzip geht es primär um Planungssicherheit, das ist die Grundvoraussetzung für jegliches Unternehmertum. Die Medizinaltechnik spürte hier als erste Branche, dass erhöhte Anforderungen für den Export Ihrer Produkte in den EU-Raum gelten und welche Schwierigkeiten das mit sich bringt. Die Firmen hatten zwar Vorlaufzeit, sie konnten Massnahmen treffen und das gilt auch für die Zukunft. Dennoch ist es wichtig, Klarheit und Stabilität zu haben. Zudem sind die Anpassungen auch mit erhöhten Kosten verbunden und mit einem starken Konkurrenzdruck von Firmen aus der der EU, die innerhalb der Europäischen Union natürlich einen Wettbewerbsvorteil haben. 

Wie kann Switzerland Global Enterprise konkret helfen?

Wir sind in 31 Ländern präsent und haben halten dort Augen und Ohren in den Märkten offen, sodass wir unseren Kunden jederzeit aktuelle Marktopportunitäten und Entwicklungen übermitteln können. Wir bieten Unterstützung, Vermittlung und Zugang zu unserem internationalen Netzwerk von Experten und Expertise zu sämtlichen Themen der Internationalisierung - von Information und persönlicher Beratung über Marktanalysen und rechtliche Abklärung bis hin zu der Vermittlung von Absatzpartnern oder Kunden oder einer Begleitung im Zielmarkt. Firmen sind selektiver geworden bei der Expansion, und wir bieten zusammen mit unseren Partnern in den Zielmärkten und der Schweiz Lösungen, die es braucht, um in den passenden Märkten zu reüssieren. Pro Jahr setzen wir rund 800 Projekte um und unterstützen gut 5000 Firmen in der Schweiz und Fürstentum Liechtenstein. 

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