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«Asien ist das mit Abstand wichtigste Zugpferd»

Nach Finanzkrise und Währungsschock ist die geschüttelte Schweizer Exportwirtschaft auf dem Weg der Erholung. Daniel Küng, CEO von Switzerland Global Enterprise, erklärt die wichtigsten Herausforderungen.

CEO Daniel Küng ist vom Potenzial der asiatischen Märkte überzeugt

Daniel Küng, wie erfolgreich ist die Schweizer Exportwirtschaft?
Erfolgreicher als vor zwei Jahren. Nach dem Währungsschock Anfang 2015 wurden unzählige Exporteure über Nacht vor massive Probleme gestellt. Die Ausfuhren nach Europa litten stark. Erfreulicherweise gab es im letzten Jahr wieder eine Aufwärtstendenz, die auch 2017 bislang anhält. Wenn ich indes mit den Zeiten vor der grossen Finanzkrise der Jahre 2008 und 2009 vergleiche, ist die Schweizer Exportindustrie heute aber sicherlich weniger erfolgreich.

Können Sie die Aufwärtstendenz quantifizieren?
Im Jahr 2016 betrug das Schweizer Exportwachstum fast 4 Prozent. In diesem Jahr sieht es nach einem ähnlichen Wachstum aus. Die Unternehmen sind heuer sogar eher noch positiver eingestellt als im Vorjahr. Viele haben auch Fitness- und Kostensenkungsprogramme durchgeführt und so ihre internen Strukturen verbessert.

Haben viele Unternehmen aufgrund der Eurokrise die Chance genutzt, neue interkontinentale Exportgeschäfte aufzubauen?
Das ist absolut der Fall. Gingen vor wenigen Jahren über 65 Prozent aller Schweizer Exporte in den EU-Raum, sind es heute noch 54 Prozent. Markant aufgeholt hat Asien mit heute 22 Prozent, und auch die USA sind mit mittlerweile fast 15 Prozent ein wachsender Zielmarkt für Schweizer Exportunternehmen. Erfreulich zugenommen haben auch die Ausfuhren nach Afrika, während Südamerika eher stagniert.

Warum boomen gerade die asiatischen Märkte so stark?
Weil in keinem anderen Erdteil in den vergangenen Jahren ein so rasantes Wachstum einer immer kaufkräftigeren Mittelschicht stattgefunden hat. Diese «Rising Middle Class» wird sich weltweit in den nächsten rund 15 Jahren von heute 2,5 auf rund 5 Milliarden Konsumenten verdoppeln. Asien ist das mit Abstand wichtigste Zugpferd dieser Entwicklung. Heute fallen noch fast zwei Drittel des weltweiten Konsums in Europa und Nordamerika an. Bereits 2030 wird Asien mit über zwei Dritteln die klare Spitzenposition übernommen haben.

Das Zauberwort heisst also «Diversifikation»?
Seit sechs bis sieben Jahren ist das die Kernbotschaft, für die wir Schweizer Exportunternehmen sensibilisieren möchten. Die grosse Finanzkrise mit ihren markanten Verwerfungen auch in den europäischen Märkten hat vieles nachhaltig verändert. Nun haben wir zusätzlich die ungünstige Währungskonstellation zum Euro. Exportierende Unternehmen, welche die Möglichkeit haben, ihre Klumpenrisiken in Europa zugunsten neuer Wachstumsmärkte abzubauen, sollten dies in naher Zukunft noch aktiver tun.

Wie unterstützt Switzerland Global Enterprise die Firmen dabei?
Wir stellen unser weltumspannendes Know-how und Netzwerk gerne jedem interessierten Unternehmen zur Verfügung. Wir betreiben rund um den Erdball gegenwärtig 22 Swiss Business Hubs, die in den Botschaften oder Generalkonsulaten angesiedelt sind und je mit drei bis fünf Mitarbeitenden von uns besetzt sind.

Wie sehr können Ihre Kunden von Erfahrungen anderer Unternehmen profitieren?
Die Vermittlung von Know-how mittels Erfahrungsaustausch ist eine unserer Kerndienstleistungen. Das so entstandene Netzwerk ist beachtlich, arbeiten wir pro Jahr doch immerhin mit 5000 KMU zusammen. An unseren Networking-Events treffen sich ganz unterschiedliche Unternehmer und haben die Möglichkeit, viele wertvolle Informationen nach Hause zu nehmen. Unsere wichtigsten Veranstaltungen sind das Aussenwirtschaftsforum in Zürich und das Exporter Demain! in Lausanne.

Das Interview mit Daniel Küng ist im KMU-Magazin der AXA Winterthur erschienen. Das ganze Interview können Sie hier nachlesen.

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