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Was tun, wenn Ihre Hausbank Ihr Exportgeschäft nicht finanziert?

Das ABC der Finanzierung und Zahlungsabsicherung des Exports

In vielen Länder funktioniert das Bankensystem nicht so gut wie in der Schweiz, und für kleinere Firmen, gerade im Bereich der Distribution, ist es schwierig oder teuer, Kredite zu bekommen. Es kann daher ein entscheidender Vorteil sein, wenn Sie Ihren Geschäftspartnern eine Finanzierungslösung für Ihre Lieferung anbieten. Schweizer Exporteure können dabei auf eine wachsende Palette an Dienstleistungen von Finanzinstitutionen zurückgreifen.

Was tun, wenn Ihre Hausbank Ihr Exportgeschäft nicht finanziert?

Kreditwürdigkeit bestimmen

Wenn die Zahlungsmodalitäten für ein Exportgeschäft vereinbart werden, ist es für die Schweizer Firmen wichtig, die Kreditwürdigkeit einer ausländischen Firma zu beurteilen. Aus der Distanz ist dies oft schwierig. Als erster Schritt bietet sich der Blick ins Handelsregister an. Natürlich garantiert ein Handelsregisterauszug nicht die Kreditwürdigkeit des Unternehmens, aber wenn dieser fehlt, dann ist das ein deutliches Alarmzeichen.  

Vielfach verfügt Switzerland Global Enterprise mit seinen lokalen Aussenstellen über weitere Datenbanken oder weiss, welche Agentur in welchem Land die zuverlässigsten Bonitätsauskünfte für Unternehmen gibt. Es kann sich also lohnen, sich bei S-GE zu erkundigen, ob Ihr Geschäftspartner bekannt ist und wie man die entsprechende Firma am einfachsten überprüft. Dies ist ganz einfach mit der Angabe der Handelsregisternummer oder Steuer ID möglich.

An dieser Stelle sei allerdings angemerkt, dass die Ratings in verschiedenen Ländern auch unterschiedlich aussagekräftig sind. Nicht immer bedeutet eine niedrige Einstufung automatisch, dass sich das Unternehmen in finanziellen Schwierigkeiten befindet. Es kann in einigen Ländern durchaus vorkommen, dass Vertriebsunternehmen zur Minderung Ihrer Risiken ein breit gefächertes Netzwerk von juristisch unabhängigen Strukturen für ihre Geschäftstätigkeit nutzen. Dann ist die Kreditwürdigkeit eines einzelnen Unternehmens möglicherweise nicht repräsentativ für die gesamte Organisation. Die Resultate sollten deshalb nicht absolut gewertet werden, aber Sie erhalten erste Informationen zur Transparenz und der finanzielle Lage Ihres Geschäftspartners.

Zahlungsmodalitäten

Je nach Geschäftsmodell, der Beziehung mit dem ausländischen Partner, dem Umfang der jeweiligen Transaktion und lokalen Gepflogenheiten haben sich unterschiedliche Methoden für Zahlung sowie Handels- und Projektfinanzierung als effizient erwiesen. Für neue Geschäftsbeziehungen und kleinere Beträge kann eine Vorauszahlung ein guter Weg sein, bis beide Parteien eine positive Zahlungsbilanz verzeichnen können. Für viele ausländischen Unternehmen, gerade aus dem aussereuropäischen Raum, ist es durchaus üblich, 100% Vorauszahlung für eine Lieferung leisten zu müssen.

Bei grösseren Transaktionen ist eine Vorauszahlung unzweckmässig. In solchen Fällen kann eine Bank, eine Exportkreditagentur oder eine andere Institution die Finanzierung übernehmen. Viele Finanzdienstleister bieten nicht nur Finanzierungen an, sondern auch damit verbundene Absicherungen etwa gegen Zahlungsausfall und Währungskursrisiken.

Banken, Broker und digitale Finanzanbieter

Wenn es um die Finanzierung von Exporten geht, wenden sich Unternehmen in der Regel an ihre Hausbank. Doch nicht immer ist diese bereit, die Exportfinanzierung zu übernehmen. Wenn Sie bei einer kleineren Bank sind, verfügt sie vielleicht nicht über die nötigen ausländischen Partner, um solche Dienstleistungen anzubieten. Grössere Banken haben in der Regel ein grösseres internationales Netzwerk, sind aber nicht immer bereit, mit KMUs zusammenzuarbeiten. Das gilt insbesondere, wenn diese nicht bereits Kunden sind. Es lohnt sich auf jeden Fall verschiedene Banken anzufragen. Darunter besonders solche, die in bereits Erfahrungen mit Handelsfinanzierungen in der jeweiligen Region und mit KMU haben.

Ungeachtet des negativen Images können bei der Suche nach der richtigen Lösung für die Exportfinanzierung manchmal auch Broker helfen. Im besten Fall haben diese gute Verbindungen zu Banken und kennen die gängigen Finanzierungsinstrumente. Sie können passende Lösungen empfehlen und weisen ihre Vermittlungsgebühren transparent aus.

Auch digitale Angebote werden immer beliebter. Dabei ist zu unterscheiden zwischen Marktplätzen, die Angebote von Banken und anderen Finanzdienstleistern aggregieren und vermitteln und FinTech-Firmen, die eigene Finanzierungen anbieten. Bei Letzteren gilt zu beachten, dass der Sektor noch sehr jung, volatil und damit teilweise risikobehaftet ist.

Broker, digitale Marktplätze und Online-Finanzdienstleister können einfach im Internet gefunden werden. Prüfen Sie aber immer deren Ratings, Referenzen und die Firmengeschichte!

Instrumente zur Handelsfinanzierung

Banken bieten für die Finanzierung von Exporten und die Risikominderung von Zahlungsausfällen eine breite Palette an Produkten und eine kompetente Beratung über deren Vor- und Nachteile an, darunter:

  • Akkreditiv (Letter of credit, L/C) (Import-L/C, Export-L/C, Standby-L/C)
  • Lieferkettenfinanzierung (Supply Chain Finance, SCF)
  • Dokumentarinkassos
  • Kontokorrentkredit
  • Pre-Exportfinanzierung
  • Käuferkredit
  • Kredit an die Bank des Käufers
  • Lieferantenkredit
  • Fabrikationskredit
  • Forderungsdiskontierung und Forfaitierung
  • Import- und Exportkredite
  • Bankzahlungsverpflichtungen.
  • Rahmen- und Avalkrediten (Garantien)
  • Mezzaninfinanzierungen

Zusätzlich zu diesen Instrumenten sind auch verschiedene Finanzprodukte für den Handel verfügbar, die nicht über Banken abgewickelt werden und ebenfalls darauf abzielen, den Firmen die Liquidität zu erhalten und die Zahlungsrisiken zu verringern.

  • Factoring
  • Zwischenbetrieblicher Handelskredit (entweder auf Basis eines laufenden Kontos oder auf Vorauskasse)
  • Exportkreditversicherung von privaten Versicherungsgesellschaften (in der Regel für kurzfristigere Finanzierungen)
  • Exportkreditversicherung von öffentlichen Exportkreditagenturen wie SERV, der Schweizer Exportrisikoversicherung. Die Produkte von SERV helfen Exporteuren dabei, das Risiko eines Zahlungsausfalls über eine Exportkreditversicherung oder eine Garantie zu verringern. Diese Instrumente versichern üblicherweise gegen einen Zahlungsausfall durch das Importunternehmen und gegen politische Risiken. Banken können auch Exportrisikogarantien für bestimmte internationale Handelstransaktionen fordern, um die Risiken des Zahlungsausfalls von anderen Banken oder Kunden zu mildern. Darüber hinaus helfen die Lösungen von SERV Unternehmen auch dabei, zu niedrigen Zinsen Darlehen aufzunehmen (AAA-Bewertung von SERV) oder höhere Kreditrahmen zu erlangen. Die SERV ist eine öffentlich-rechtliche Organisation des Bundes.

Neben SERV unterstützt der Bund auch die Agentur Innosuisse (für KMU, Start-ups und andere Schweizer Organisation mit F&E-Aktivitäten) und die Plattform Repic (Förderung der erneuerbaren Energien, der Energie- und Ressourceneffizienz in Entwicklungs- und Transitionsländern). Diese können Schweizer Firmen aus ihren Bereichen unter anderem bei internationalen Aktivitäten finanziell unterstützen.

Leasingprogramme als Alternative: Was ist zu beachten?

Leasing wird immer beliebter und ist wegen seiner Wirtschaftlichkeit, Flexibilität und Verfügbarkeit gegenüber einer traditionellen Bankfinanzierung für Käufer und Verkäufer attraktiv. Viele Banken haben eigene Leasingprogramme. Darüber hinaus gibt es in vielen Ländern lokale Leasingunternehmen, die den Käufern vor Ort Programme für importierte Anlagen anbieten, insbesondere in den Branchen Luftfahrt, Energie, Bergbau, Bauwesen, Transport, Pharma, Forst- und Fischereiwirtschaft. Um die Risiken zu reduzieren, sollten Exporteure bei Leasingangeboten auf eine Vorauszahlung von drei bis vier Monaten bei Lieferung bestehen.

Lieferung auf Kredit

Wenn bereits einige Geschäfte mit einem Kunden abgewickelt wurden und ein Vertrauensverhältnis besteht, können Schweizer Unternehmen erwägen, die Waren auf Kredit zu liefern, um den Umsatz zu steigern. Das sollte mit Vorsicht und nur nach sorgfältiger Prüfung geschehen und erst nach dem erfolgreichen Abschluss einer Reihe von Zahlungen. 

Währungsvorschriften

Viele Länder kennen strengere Währungsvorschriften als dies in der Schweiz der Fall ist. Falls Ihr ausländischer Geschäftspartner also zusätzliche Finanzbelege verlangt, von denen Sie noch nie gehört haben, hängt das oft mit lokalen Vorschriften zusammen. Bitten Sie ggf. um ein Beispiel oder suchen Sie das Gespräch, wenn Sie zum ersten Mal damit konfrontiert sind.

Weitere Informationen:

Informationen zur Finanzierung und Risikoabsicherung im Export (KMU-Portal des SECO mit allgemeinen Informationen)

Internationale Geschäfte: Lösungen für das Auslandsgeschäft | Credit Suisse Schweiz (credit-suisse.com)

Trade Finance - Commerzbank

Trade und Export Finance | UBS Schweiz

Handelsfinanzierungen: Import und Export sicher finanziert (zkb.ch)

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