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Freihandel mit China: Was bringt's der Uhrenbranche?

Im Rahmen einer Masterarbeit wurde an der ZHAW untersucht, was das Freihandelsabkommmen der Schweiz mit China der hiesigen Uhrenindustrie im ersten Jahr seit Inkrafttreten gebracht hat.

Freihandel mit China: Was bringt's der Uhrenbranche?

Das FHA wird bei der Einfuhr in die Schweiz vor allem für Vormaterialien und Uhrenkomponenten genutzt, während es auf Exportseite vorwiegend komplette Uhren sind. Auf der Importseite wurde eine FHA-Nutzungsrate von 76,5% berechnet, d.h. mehr als drei Viertel aller Uhrmacherwaren wurden dank des FHA zollbefreit. Das ermöglichte den Schweizer Firmen Einsparungen von CHF 3,6 Mio. allein im ersten Jahr. Allerdings wurde auch festgestellt, dass immer noch rund CHF 684'000 an Zollabgaben auf Uhrmacherwaren bezahlt werden, aus welchen Gründen auch immer. CHF 2,8 Mio. an Einsparungen entfallen alleine auf zwei Kategorien, und zwar auf Uhrengehäuse und Armbänder, beide aus unedlen Metallen. Aber auch bei der Einfuhr von Gehäuseboden und Quarzuhren chinesischen Ursprungs wurden bedeutende Einsparungen gemacht.

Dies wurde auf Basis von Schweizer Zolldaten berechnet, für eine entsprechende Untersuchung der Exportseite standen leider keine chinesischen Daten zur Verfügung. Eine Annäherung an die Erhebung des tatsächlichen Nutzens für Schweizer Uhrenexporte lässt sich dennoch machen, nämlich auf der Basis der Registrierung der Firmen als ermächtigte Ausführer und der Übermittlung von Ursprungserklärungen beim Schweizer Zoll. Zunächst zeigt sich, dass einige Firmen zwar registriert sind, aber keine einzige Ursprungserklärung übermittelt haben - d.h. bislang überhaupt keinen Gebrauch vom FHA machen. Erfreulicherweise waren einige Unternehmen bereit, ausführlich über die Gründe Auskunft zu geben. Sie verzichten auf die Nutzung, da die zu erzielenden Einsparungen geringer gewesen wären als die mit Problemen der Verzollungsabwicklung verbundenen Kosten. Besonders in der Zeit unmittelbar nach dem Inkrafttreten wurden Ursprungszeugnisse vom chinesischen Zoll häufig zurückgewiesen und die Sendungen damit blockiert.

Ein anderes Unternehmen darf als Beispiel für „best practice“ gelten: Der ermächtigte Ausführer hat 619 Ursprungserklärungen nach China übermittelt und dank FHA-Nutzung bereits im ersten Jahr etwa CHF 4.7 Mio. eingespart. Behält das Unternehmen diese erfolgreiche Praxis bei, werden seine Einsparungen (dank schrittweisem Zollabbau) kumuliert in 10 Jahren CHF 100 Mio. übertreffen.

Die Studie unter der Leitung des International Management Instituts der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) kommt zum Schluss, dass der grösste Teil der Schweizer Uhrenexporte unter dem FHA stattfinden und damit im ersten Jahr maximal CHF 27 Mio. an chinesischen Zöllen eingespart worden sein dürften. Das ist zwar relevant, aber exportseitig ist man von der Idee des Freihandels noch weit weg. Immer noch werden etwa CHF 23 Mio. jährlich an Zollabgaben bezahlt, wegen mangelnder Abdeckung durch das FHA (z.B. Uhrenarmbänder aus Edelmetall) oder nur schrittchenweise eingeleitetem Zollabbau. Die Zahl der Nutzer des FHA wird zunehmen mit den höheren Anreizen zur FHA-Nutzung, und damit werden auch die erzielten Einsparungen wachsen. Trotz Nutzungs-Schwierigkeiten und harten Geduldsproben wird sich das FHA als lukrativ für Schweizer Unternehmen herausstellen, nicht nur im Uhrenbereich.

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