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Freihandelsabkommen CETA: Auswirkungen für Schweizer Exporteure?

Am 30. Oktober 2016 unterzeichneten Kanada und die EU das Freihandelsabkommen CETA (Canada-European Union Comprehensive Economic and Trade Agreement) in Brüssel. Das Abkommen soll zum Abbau von Zöllen und anderen Handelshemmnissen zwischen Kanada und der EU führen, tritt allerdings erst in Kraft, wenn alle nationalen Parlamente in der EU zugestimmt haben.
Skyline von Montreal
Skyline und Hochhäuser von Montreal, Kanada

Die Schweiz ist zurzeit noch einen Schritt voraus, denn sie verfügt im Rahmen der EFTA seit 2009 über ein Freihandelsabkommen mit Kanada. Dieses betrifft vor allem den Warenhandel und verarbeitete Landwirtschaftsprodukte: Das Abkommen beseitigte die Zölle auf Industrieerzeugnissen und verarbeitete Landwirtschaftsprodukte weitestgehend. Darüber hinaus wurden im Rahmen bilateraler Landwirtschaftsabkommen Zollkonzessionen für ausgewählte landwirtschaftliche Basisprodukte beschlossen.

FHA: Zolleinsparungen müssen aktiv realisiert werden

Ein von Switzerland Global Enterprise (S-GE) finanziertes Forschungsprojekt an der Universität Zürich evaluierte 2012 (drei Jahren nach Inkrafttreten) die praktische Nutzung des Freihandelsabkommens durch kanadische und schweizerische Unternehmen. Alfonso Orlando, Head of ExportHelp bei S-GE, sagt dazu: „Entgegen weit verbreiteter Annahmen fallen Zolleinsparungen durch FHA nicht automatisch an, sondern müssen von den Unternehmen aktiv realisiert werden. Der Aufwand, insbesondere für den Ursprungsnachweis, kann bedeutend sein. Und wenn die potentielle Zollersparnis gering ist, lohnt sich die Inanspruchnahme des FHA manchmal nicht. Auch können bestimmte Warengruppen wie etwa Pharmaprodukte dank internationaler Abkommen auch ohne FHA zollfrei gehandelt werden“.

Swiss Business Hub Canada – der Ansprechpartner vor Ort

Markus Reubi ist Leiter des Swiss Business Hub Kanada in Montreal. Im kleinen Team und mit ausgewählten Experten bereut er je nach Branche, regionalem Fokus und inhaltlicher Fragestellung Anfragen von Schweizer KMU zu ganz Kanada. Dadurch ist der Swiss Business Hub Canada in der Lage, Firmen beim Eintritt in den kanadischen Markt vor Ort zu unterstützen.

Markus Reubi, was bedeutet das Abkommen für Schweizer Exporteure?

Unmittelbar sind für Schweizer Exporteure keine direkten Auswirkungen zu erwarten. Bis CETA ratifiziert ist, haben Schweizer Firmen aufgrund des EFTA-Kanada Abkommens seit 2009 sogar noch einen kleinen Vorsprung. Dieser Vorsprung wird insofern relativiert, als ein Grossteil der CETA-Bestimmungen nun provisorisch in Kraft treten wird. Ob und welche Konsequenzen diese Konstellation auf Schweizer Exporteure haben wird, ist zurzeit eine offene Frage und hängt sowohl von der Umsetzung von CETA als auch von den exploratorischen Gesprächen für eine Modernisierung und Erweiterung des EFTA-Kanada-Abkommens ab.

Profitieren Schweizer KMU genug vom Freihandel mit Kanada?

Das EFTA-Kanada-Abkommen ist eine Erfolgsgeschichte und hat einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf das Wachstum des Handels- und Investitionsvolumens, welches in den vergangenen Jahren beobachtet werden konnte. Allerdings ist es gerade auch in Kanada noch wenig bekannt. Und es gibt grosses Potenzial für weitere Einsparungen: Zwischen 2009 und 2012 gelangten nur rund 15% der kanadischen Exporte (nach Wert) zollfrei unter dem FHA in die Schweiz. Dies deutet darauf hin, dass es Raum für weitere Einsparungen gibt. Dies betrifft beispielsweise den Handel mit Fahrzeugen und anderen physisch schweren Gütern, bei denen die Schweizer Eigenart des Gewichtzolls eine Rolle spielt.

Wie hoch ist die Nutzungsrate des FHA bei Schweizer Exporteuren?

Im Jahr 2011 haben Schweizer Exporteure 68% der möglichen Einsparungen realisiert. In den Bereichen, in denen das FHA regelmässig benutzt wird, erzielen Schweizer Unternehmen jährlich Einsparungen von rund 18 Mio. Franken. Hinweise auf Potential für weitere Einsparungen gibt es in allen Branchen, vor allem aber im Chemie-, Elektromaschinen- und Fahrzeugbereich, bei den Uhren sowie bei Plastik und Gummiprodukten.

Welche weiteren Faktoren sind beim Export nach Kanada zu beachten?

Eine bessere Nutzung des FHA ist ein Teil der Antwort auf die Frage, wie das Marktpotenzial in Kanada von Schweizer Exporteuren noch besser genutzt werden kann. Wir beobachten darüber hinaus beispielsweise Optimierungspotenzial bei der Wahl des geeigneten Partners vor Ort. Dieser sollte mit den lokalen Gegebenheit und insbesondere der kulturellen Vielfalt im Land vertraut sein. Der Swiss Business Hub Canada kann Schweizer Firmen bei der Identifikation und Selektion des richtigen Partners in unabhängiger Art und Weise begleiten.

Schweizer Exporte nach Kanada: Chemie, Pharma, Maschinen, Uhren und Instrumente stark

Schweizer Unternehmen exportierten im 2015 für mehr als 3.5 Mrd. Schweizer Franken Güter nach Kanada. Am bedeutendsten sind Chemie- und Pharmaprodukte, gefolgt von Maschinen, Uhren und Instrumenten. Eine Erfolgsgeschichte ist das FHA für Schweizer Exporteure vor allem im Textil- und Metallbereich sowie bei Uhren und Instrumenten, bei denen regelmässig bis zu 50% unter dem FHA zollfrei exportiert werden können. Die Analyse belegte auch, dass beim Export von verarbeiteten Landwirtschaftsprodukten Schweizer Unternehmen das Zolleinsparungs-Potential des FHA weitgehend ausschöpfen. Tatsächlich werden in diesem Bereich über 50% der Gesamt-Einsparungen erzielt.

Länderberatungstage Kanada und USA

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Event Cleantech / Sustainable Buildings

Nehmen Sie am 1. Dezember in Yverdon-les-Bains am S-GE Impulse: Sustainable Buildings teil und erfahren Sie mehr über die Geschäftsmöglichkeiten in diesem Bereich in Kanada und Nordamerika. Unser Cleantech-Experte David Avery steht für Ihre Fragen zur Verfügung.

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Die Schweiz verfügt über 28 Freihandelsabkommen weltweit

Die Schweiz verfügt - neben der EFTA-Konvention und dem Freihandelsabkommen mit der EU - gegenwärtig über ein Netz von 28 Freihandelsabkommen mit 38 Partnern ausserhalb der Europäischen Union (EU). Die Abkommen werden normalerweise im Rahmen der Europäischen Freihandelsassoziation (EFTA) abgeschlossen. Dennoch hat die Schweiz die Möglichkeit, Freihandelsabkommen auch ausserhalb der EFTA abzuschliessen, wie beispielsweise im Fall Japans oder Chinas. Kanada ist heute nach der EU und Japan der bedeutendste Freihandelspartner der EFTA.

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