Exportwissen

So lassen sich Exporte nach Russland finanzieren und die finanziellen Risiken versichern

Aus der Distanz ist es oft schwierig, die Kreditwürdigkeit eines bestimmten Unternehmens zu beurteilen. Wie Sie dabei vorgehen können und welche Lösung für Ihren Fall relevant ist, zeigen wir Ihnen im folgenden Beitrag, damit auch Ihre finanziellen Risiken sorgfältig abgesichert sind.  

Geschäftsfrau, die Berechnungen anstellt

Viele der grössten russischen Banken unterliegen Sanktionen. Die wichtigsten ausländischen Geschäftsbanken in Russland sind: Raiffeisen Bank (Österreich), Unicredit Bank (Italien), Citibank (USA), Rosbank – Societe Generale Group (Frankreich), HBSC (Vereinigtes Königreich) und Deutsche Bank (Deutschland).

Finanzierungslösungen können einen entscheidenden Vorteil darstellen

Die Importfinanzierung ist für viele russische Firmen eine Herausforderung. Trotz der Verbesserungen in den letzten Jahren entspricht das russische Bankensystem nicht den Kapital- und Kreditbedürfnissen der Realwirtschaft. Die bei russischen Banken verfügbaren Bankdienstleistungen sind verglichen mit dem Angebot in Westeuropa noch immer eingeschränkt und teuer. Beispielsweise stellen die hohen Zinsen für russische Importeure eine der grössten Hürden dar. Es kann daher ein entscheidender Vorteil sein, wenn Sie Ihrem Gegenüber eine Finanzierungslösung für Ihre Lieferung anbieten können. Um das zu bewerkstelligen, können ausländische Unternehmen, die in Russland Geschäfte machen, auf eine wachsende Palette von grundlegenden Dienstleistungen zurückgreifen, die von grösseren Geschäftsbanken angeboten werden.

Die Gesetzgebung in Bezug auf die Kontrolle der Währung wurde in Russland im Vergleich zu früher erheblich liberalisiert.  Für Zahlungen in Zusammenhang mit der Einfuhr von Waren gelten keine wesentlichen Einschränkungen.  Die Bank des russischen Importeurs ist jedoch verpflichtet, die Einhaltung von Währungsvorschriften bei der Zahlung zu gewährleisten.  Daher setzen der russische Importeur und seine Bank für jeden Vertrag einen Transaktionspass auf.  Der ausländische Exporteur ist dabei nicht direkt beteiligt, kann jedoch betroffen sein, da der russische Importeur Dokumente und Informationen vom Exporteur benötigt.

Unterstützung für Schweizer Exporteure durch den Swiss Business Hub Russia

Schweizer Exporteuren empfehlen wir als ersten Schritt die Prüfung des Gegenübers im Firmenbuch. Wenn Sie keinen Zugang zu einem Firmenbuch haben, wird der Swiss Business Hub Russia Unternehmen aus der Schweiz und aus Liechtenstein gerne unterstützen. Schicken Sie uns einfach die Steuernummer (INN auf Russisch) und wir können erste automatisch generierte Informationen zu dem Unternehmen finden. Es muss natürlich betont werden, dass diese Informationen die Kreditwürdigkeit des Unternehmens nicht garantierten, und eine schlechte Einstufung bedeutet nicht automatisch, dass sich das Unternehmen in einem schlechten Zustand befindet. Viele Vertriebsunternehmen nutzen beispielsweise ein breit gefächertes Netzwerk von offiziell nicht verbundenen Unternehmen, daher ist die Kreditwürdigkeit eines einzigen Unternehmens möglicherweise nicht repräsentativ für die gesamte Organisation. Sie kann jedoch dabei helfen, rasch einen offensichtlichen Betrug zu erkennen, oder Sie erhalten erste Informationen zur Transparenz und der finanzielle Lage Ihres Gegenübers.

Je nach Geschäftsmodell, der Beziehung mit dem russischen Partner und dem Umfang der jeweiligen Transaktion haben sich unterschiedliche Methoden für Zahlung sowie Handels- und Projektfinanzierung als effizient erwiesen. Für neue Geschäftsbeziehungen und kleinere Beträge kann eine Vorauszahlung von einem russischen Kunden ein kluger Weg sein, bis beide Parteien eine positive Zahlungsbilanz verzeichnen können. Für russische Unternehmen ist es durchaus üblich, Vorauszahlungen für eine vollständige Lieferung leisten zu müssen.

Bei grösseren Transaktionen könnte eine Vorauszahlung durch den russischen Käufer unzweckmässig sein. In solchen Fällen kann eine Bank, eine Exportkreditagentur oder ein Venture-Fonds die Finanzierung bieten. Das Risiko des Exporteurs kann mit einer Bankgarantie oder einer Versicherungsgarantie von einer russischen Bank, die von einer Schweizer Bank akzeptiert wird, minimiert werden.

Exportfinanzierung über Schweizer Banken

Wenn es um die Finanzierung von Exporten geht, wenden sich Unternehmen in der Regel an ihre Hausbank. Die meisten grösseren Schweizer Banken unterhalten Beziehungen zum russischen Finanzsektor. Die Anzahl der Finanzdienstleistungen und der Korrespondenzbanken in Russland könnte begrenzt sein. Wenn Ihre Bank Sie bei Ihrem Exportgeschäft mit Russland nicht unterstützen kann, gibt es spezialisierte Banken mit einer nachweislichen Erfolgsgeschichte. Darunter ist die Commerzbank Schweiz, eine Bank mit deutschen Wurzeln, die sich auf die Finanzierung von Unternehmen auf der ganzen Welt spezialisiert hat, mit einem besonderen Schwerpunkt auf Osteuropa und KMU. Eine weitere Option könnte die Schweizer Tochtergesellschaft des russischen Bankenriesen Sberbank sein, die sich auf die Finanzierung von Rohstoffhandel konzentriert, gegenwärtig aber aktiv ihre Leistungen im Bereich Export- und Importfinanzierung entwickelt (es wird jedoch ein gewisser Mindestbetrag benötigt). Außerdem wurde kürzlich ein digitaler Marktplatz für Exportfinanzierung eröffnet, auf dem Exporteure online Angebote für bestätigte Akkreditive und Käuferkredite anfordern können: x-tron.tech.

Von Banken angebotene Instrumente zur Handelsfinanzierung

Im Allgemeinen bieten Banken für Exporte nach Russland die übliche Palette an Handelsfinanzierungsinstrumenten, um die mit Zahlungen zwischen Importeuren und Exporteuren verbundenen Risiken zu minimieren:

  • Akkreditiv (Letter of credit, L/C) (Import-L/C, Export-L/C, Standby-L/C)
  • Dokumentarinkassos
  • Pre-Exportfinanzierung
  • Lieferantenkredit
  • Forderungsdiskontierung und Forfaitierung
  • Import- und Exportkredite
  • Bankzahlungsverpflichtungen.
  • Lieferkettenfinanzierung (Supply Chain Finance, SCF)

Zusätzlich zu diesen Instrumenten sind auch verschiedene Finanzprodukte für den Handel verfügbar, die nicht über Banken abgewickelt werden und darauf abzielen, die Zahlungsrisiken zu verringern und Zugang zu Betriebskapital zu bieten.

  • Zwischenbetrieblicher Handelskredit (entweder auf Basis eines laufenden Kontos oder auf Vorauskasse)
  • Exportkreditversicherung von privaten Versicherungsgesellschaften (in der Regel für kurzfristigere Finanzierungen)
  • Exportkreditversicherung von öffentlichen Exportkreditagenturen wie SERV, der Schweizer Exportrisikoversicherung. Die Produkte von SERV helfen Exporteuren dabei, das Risiko eines Zahlungsausfalls über eine Exportkreditversicherung oder eine Garantie zu verringern. Diese Instrumente versichern üblicherweise gegen einen Zahlungsausfall durch das Importunternehmen und gegen politische Risiken. Banken können auch ECA-Garantien für bestimmte internationale Handelstransaktionen fordern, um die Risiken des Zahlungsausfalls von anderen Banken oder Kunden zu mildern. Darüber hinaus helfen die Lösungen von SERV Unternehmen auch dabei, zu niedrigen Zinsen Darlehen aufzunehmen (AAA-Bewertung von SERV) oder höhere Kreditrahmen zu erlangen.

Wann eine Kreditverlängerung zu überlegen ist

Nachdem eine bestimmte Geschichte erfolgreicher Exporte nachgewiesen werden kann, können Schweizer Unternehmen eine Verlängerung der Kreditlinie erwägen, um das Umsatzvolumen zu stärken. Das sollte mit Vorsicht und nur nach sorgfältiger Untersuchung geschehen und erst nach dem erfolgreichen Abschluss von Zahlungen.  Eine in Russland für internationale Transaktionen häufig verwendete Zahlungsmodalität ist 30/70, d.h. 30 % sind bei Bestellung bzw. Rechnung fällig und 70 % bei Lieferung. Hier finden Sie weiterführende Informationen.

Leasingprogramme als Alternative: Was ist zu beachten?

Leasing ist immer beliebter geworden. Es ist wegen seiner Wirtschaftlichkeit, Flexibilität und Verfügbarkeit gegenüber einer Bankfinanzierung für beide Seiten attraktiv. Viele grosse russische Banken haben Leasingprogramme. Darüber hinaus gibt es immer mehr Leasingunternehmen in Russland, die russischen Kunden Leasingkonditionen für importierte Anlagen bieten. Dies betrifft insbesondere die Branchen Luftfahrt, Energie, Bergbau, Bauwesen, Transport, Pharma, Forst- und Fischereiwirtschaft. Um die Risiken zu reduzieren, sollten Exporteure bei Leasingangeboten auf eine Vorauszahlung von drei bis vier Monaten bei Lieferung bestehen.

Obwohl die Schweiz keine Sanktionen gegen Russland verhängt hat, gibt es bestimmte Massnahmen, um sicherzustellen, dass Sanktionen nicht mithilfe der Schweiz umgangen werden können. Die finanziellen Beschränkungen sind in Absatz 2 der einschlägigen Verordnung geregelt und Schweizer Unternehmen müssen sicherstellen, dass sie die Verordnungen nicht verletzen, wenn sie einem der Unternehmen auf der betreffenden Liste einen Kredit gewähren.

 

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