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Grenzüberschreitender Versand – die Grundlagen

Wenn Sie Waren an Kunden ausserhalb der Schweiz verkaufen wollen, müssen Sie die entsprechenden Zollbestimmungen erfüllen. Es gibt jedoch für Unternehmen jeder Grösse Möglichkeiten, dies auf möglichst effiziente Weise zu tun.

Export

Auch Schweizer Unternehmer, die noch nicht in andere Länder exportieren, wissen sicherlich, dass sich beim Export von Waren zollbedingt Verzögerungen und Zusatzkosten ergeben.

Dabei ist es ganz egal, ob Sie von der Schweiz aus in ein EU-Nachbarland wie Deutschland exportieren oder nach Südamerika: Wenn Waren exportiert und im jeweiligen Zielland wieder importiert werden, fallen Zölle an. Das bedeutet: Kosten, Bürokratie und Verzögerungen.

Versand in die EU

Die gute Nachricht ist, dass die entsprechenden zollbedingten Verzögerungen weniger gravierend sind als oft befürchtet, solange Sie als Schweizer Unternehmen nur in EU-Länder exportieren. In der Regel können zwischen EU-Ländern versandte Waren innerhalb eines Tages ausgeliefert werden. Beim Versand aus der Schweiz müssen kleine und mittelständische Unternehmen für die Zollabfertigung mit rund einem Tag rechnen. Grössere Unternehmen, die beispielsweise mehr als 50 Sendungen pro Tag verschicken, werden in der Regel entsprechende Vorkehrungen treffen, um diese Verzögerung ganz zu vermeiden.

Auch der bürokratische und administrative Aufwand ist nicht so hoch, wie manche Unternehmen befürchten. Online-Verkäufer brauchen normalerweise keine Rechtseinheit in dem EU-Land, in das sie exportieren. Sie müssen sich in diesem Fall also beispielsweise keine Gedanken über zusätzliche Steuererklärungen machen. In manchen Fällen benötigen Schweizer Unternehmen in der EU nicht einmal eine Mehrwertsteuerregistrierung.

Mehr dazu erfahren: Verkauf nach Europa: Die verschiedenen Arten mit der Mehrwertsteuer umzugehen
 

Und bei den meisten kleinen bis mittelständischen Online-Händlern wird sich normalerweise der Versanddienstleister um alle bürokratischen Hürden kümmern. Sie zahlen also etwas mehr an das Versandunternehmen, das dafür den Verwaltungsaufwand übernimmt und Ihnen einfach eine Rechnung schickt.

Kosten für Exporte

Verzögerungen und Bürokratie sind beim grenzüberschreitenden Versand zwar reale, aber nicht notwendigerweise problematische Hürden. Was Schweizer Unternehmen aber auch bedenken müssen, sind die Kosten, die für Exporte anfallen. Nach den derzeitigen Handelsvereinbarungen sind für die meisten Waren, die zwischen der Schweiz und der EU exportiert werden, keine Zölle zu entrichten. Werden Produkte aber in Übersee (z. B. in China) hergestellt, in die Schweiz importiert und dann in die EU verschickt, müssen diese gemäss ihrem Ursprung verzollt werden. In jedem Fall entstehen dem exportierenden Unternehmen Zusatzkosten.

Weitere Informationen zu Ursprungsregelung und -nachweisen

Optionen für Schweizer Unternehmen, die in die EU exportieren

Grob betrachtet, eröffnen sich für Unternehmen, die in die EU exportieren wollen, drei Optionen. Fallen pro Tag nur wenige Sendungen an, kann ein kleines Unternehmen oder Start-up problemlos den normalen Postversand nutzen. Das ist günstig und einfach, allerdings nicht ganz reibungslos für den Empfänger, weil bei der Lieferung die Einfuhrmehrwertsteuer anfällt.

Werden mittelgrosse Mengen versendet, besteht die beste Lösung vermutlich darin, ein Logistikunternehmen – beispielsweise Swiss Post oder UPS – mit dem Versand zu beauftragen, das sich dann auch um die Exportmodalitäten kümmert. Ein sogenannter DDP-Logistikservice (Delivery Duty Paid) ist teurer als der normale Versand, dafür regelt der Versanddienstleister alle Vorgänge rund um Export und Mehrwertsteuer, sodass für den Kunden bei der Lieferung keine Zusatzkosten anfallen. Diese Dienstleistungen sind in der Regel auf mittelständische Exporteure zugeschnitten und setzen häufig ein Mindestvolumen voraus – Swiss Post verlangt beispielsweise ein Mindestauftragsvolumen von 1’000 Sendungen pro Jahr.

DDP versus DAP: eine Begriffserklärung

Exportiert ein Unternehmen grosse Mengen per DDP-Service von der Schweiz aus, kann dies zu Engpässen führen. Hier kommt die dritte Option ins Spiel: Für Unternehmen, die im grossen Stil in die EU exportieren, kann es sinnvoll sein, Bestände en gros an einen in einem EU-Nachbarland ansässigen Partner zu verschicken und diesen zu beauftragen, EU-Bestellungen von seinem Standort innerhalb der EU aus zu versenden, um für den Kunden Verzögerungen und Zusatzkosten bei der Lieferung zu vermeiden. Weitere Informationen zu den Vor- und Nachteilen dieses Systems finden Sie hier.

Hauptaspekte

  • Beim grenzüberschreitenden Vertrieb kann es zu leichten Verzögerungen kommen.
  • Für viele Verkäufer kann es sinnvoll sein, den Exportprozess einfach einem Logistikunternehmen zu übertragen.
  • Bei grösseren Versandmengen bietet jedoch die Option eines Warenlagers innerhalb der EU Vorteile.

Über den Autor

Marco Di Pietro ist Gründer und CEO von Ideapura, einer Management Consulting Boutique, die sich auf die Bereiche E-Commerce und RFID-Produkttracking spezialisiert hat. Zuvor gründete er Temera, ein Softwareunternehmen, das sich vor allem auf die Entwicklung innovativer Technologien für die Fashion- und Luxus-Branche konzentriert. Di Pietro war ausserdem als Director of Operations für Yoox und als Direktor der Prada-Gruppe tätig.

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